Vorletzter Sonntag, 16.11.2025, Mutterhauskirche, Hiob 14 i.A., Jonas Marquardt
Predigt Mutterhauskirche Vorl. So. - 16.XI.2025
Hiob 14 i.A.
Liebe Gemeinde!
Niemand wird bestreiten, dass Hiob unser Zeitgenosse ist.
Er sitzt auf dem Misthaufen von Gaza. Er schabt sich - wie das biblische Vorbild - seine eiternden Wunden in den Hunger-festungen des Sudan. Er beklagt seine ermordeten Kinder in den Landstrichen und Dörfern zwischen Luhansk und Odessa. Er ringt die Hände über seine verbrannten Fluren am Amazonas, und er grämt sich um seine verlorene Sorglosigkeit in unserem eigenen Bett.
Hiob ist unser Mitmensch. Hiob ist unser Sinnbild und Schutzheiliger und Sternzeichen und Stellvertreter. Hiob ist unser Avatar und unser Menetekel. … Hiob ist der Jedermann des 21. Jahrhunderts. … So wie er es vor 100 Jahren auch war. … Oder im Mittelalter. … Zur Zeit der neutestamentlichen Wende. … Und auch, als sein Buch in die hebräische Bibel geriet.
Hiob war immer da und bleibt es. Der betrogene und ins Unglück gefallene Mensch. Der Unschuldige, der mehr ausbaden muss, als er eingebrockt haben kann. Der, dem das Leben aus heiterem Himmel zur Hölle wird.
Einfach nur, weil er geboren wurde, muss er leiden.
Hiob: Der Mensch, der uns alle zu Buddhisten machen müsste, wenn wir auch nur ein Fünkchen Anstand, einen Hauch von Mitgefühl haben. Denn wie sonst sollten wir erklären, was so sinnlos ist: Das Erdbeben, … den Unfall, … die systemische Ungerechtigkeit, die die Weltkugel in Privilegierte und Chancenlose spaltet, … die Hoffnungslosigkeit, die über so vielen Szenarien der heute erst Jungen zu liegen scheint!? Es muss ein Sinn im Leid liegen. Es muss durchs Leiden ein Ziel zu erreichen sein. … Wiederkehren, Neuanfangen, Weiterüben. … Läuterung, Aufstieg und endlich dann Verlöschen im befreienden Nichts.
So sieht der Buddhismus mit seinem Blick des Mitleids mit aufs Leiden. ——
Die Bibel ist da mitleidsloser.
Jedenfalls erklärt sie das Leiden nicht zum notwendigen und darum letztlich sinnvollen Verhängnis. … So viel sie auch vom freiwilligen Leiden, vom bewussten Mittragen und Nachfolgen und Abnehmen in der Gemeinschaft des großen, stellvertretenden, göttlichen Leidenden zu sagen hat, so wenig drückt sie einfach allem Leiden, … dem unerklärlichen Hiobsleiden also den Stempel des Nötigen auf.
Ihre zentrale Aussage zum Leiden ist ja nicht, dass es gut sei. Sondern dass gut ist, wenn das Leiden vergeht. Von altersher haben wir die apostolische Mahnung an die ersten Christen in den ersten Verfolgungen in Vorderasien (vgl. Apg.14,22) leider (!) wohl meistens mit einer falschen Betonung im Ohr, denn sie besagt ja nicht, dass wir durch viel Trübsal müssen, um das Reich Gottes zu erlangen, sondern dass wir auch durch viel Trübsal hindurch das Reich Gottes vor uns sehen und schließlich dorthin gelangen sollen! Weshalb die Gemeinde im schönen Tanzlied der Renaissance (EG 398) ja auch nicht trällert, dass „in Dir alles Leiden Freude ist“, sondern widerständig wie die Märtyrer jubelt, dass auch inmitten aller Leidenserfahrungen im Hängen an Christus die Freude alle Schmerzen weit überwiegt! ———
Biblisch wird also nicht das Leiden an sich gutgeheißen. Biblisch wird Leiden nicht etwa trotz seiner Bitterkeit wegen einer medizinischen Wirkung dankbar ausgelöffelt. Biblisch wird Leiden nicht verzweckt und nicht verklärt und nicht geadelt.
… Noch einmal: Wer das Leiden freiwillig annimmt, weil das die Lebens- und die Todesgemeinschaft mit dem Gekreuzigten vertieft und eine nötige Hilfs- und Solidargemeinschaft der Mitleidensbereiten mit den unfreiwillig Leidenden eröffnet, der darf gewisslich „Ja“ zum Leiden sagen (vgl. Kol.1,24)!
… Wir dürfen alle mit dem in seiner Gefangenschaft und Ausweglosigkeit dennoch unbezwinglich freien Bonhoeffer, der wahrhaftig kein Masochist war, singen und beten:
„Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern / des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand, / so nehmen wir ihn dankbar, ohne Zittern, / aus deiner guten und geliebten Hand.“ (EG 652)
Aber die Bibel nimmt das „Ja“ oder gar den Dank fürs Leiden ganz bestimmt nicht für alle vorweg.
Sie bleibt das Buch Hiobs.
… Der in der Bibel an sich nichts zu suchen hat.
Er ist kein Israelit, sondern ein Jedermann. Er ist nicht einmal einfach ein aus der altorientalischen Umwelt eingewanderter Fremdling zwischen den israelitischen Stimmen und Zeugen und Boten des Alten Testaments, sondern ein Jedermann aus Nirgendwo, denn jenes Land „Uz“, in dem er heimisch war (vgl.Hi.1,1), lässt sich nicht wirklich lokalisieren: Ein Niemand von Überall, ein reicher, armgewordener Tropf aus Katastrophistan, ein Herr H. aus Kummerland, einfach ein Weltbürger und also auch Mit-glied der Bruderschaft des universalen Weltschmerzes.
Dieser Mensch wie alle erscheint also mitten in der Bibel.
Woher? - Egal.
Wodurch? - Egal.
Wichtig ist nur das, was für alle gilt, die irgendwie von irgendwo unter uns erscheinen: Welchen Unterschied machen sie?
Und der fremde und doch so menschlich, allzu menschlich leidende Hiob, … der macht einen Unterschied. Und was für einen!
Vielleicht, weil er nicht zu den Erwählten zählt. Er hat nicht das Erbe der Verheißung, das sonst in Israels Mark und Bein steckt. Er ist einfach nur selbst ein Vollblut-Mensch, der Gott durch seine natürliche Wahrhaftigkeit erfreut, so dass der HERR tatsächlich von ihm sagt: „Es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse“ (Hi.1,8).
Nicht erwählt, zu nichts verpflichtet, sondern bloß von sich aus gut. … Und dann so schrecklich verraten und verloren! Vom Leben gebrochen. Ja, – wenn wir dem ungeheuerlichen Buch, das seinen Namen trägt und von irgendwoher irgendwie in unsere Bibel kommen sollte, folgen – ja, nicht nur bloß verraten und verkauft, sondern unergründlich auch von Gott verlassen, auf den er sich doch ohne Bund und ohne Gebot verließ.
Doch dieser durch kein Gebot, durch keinen Bund an Gott gebundene und von Gott enttäuschte, nackte Mensch wird auch da, was er in seinem ganzen Wesen und Erleiden ist: Unser Stellvertreter. Er wehrt sich und empört sich. Für uns. Er fordert Welt und Wirklichkeit und Gott heraus und schreit den Weltschmerz, schreit die Wut auf diese Wirklichkeit, schreit die Gottesfrage – das berühmte: „Du! Warum?“ – ebenso heraus mit der geballten, durch die Gebrochenheit nur umso schärferen Kraft aller Menschenstimmen. ———
Eine Antwort aber kriegt er nicht.
Das Buch vom leidenden Jedermann ist wohl keine Aufgabe der höheren Algebra, die am Ende gelöst würde. Stattdessen – „O welch eine Tiefe der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ (Rö.11,33) – statt einer Lösung, die nur abstrakt das theoretische Frustriert-sein-Müssen abschließen könnte, endet das Protokoll der geballten Not und Wut in der letzten Offenheit:
- - - Es herrscht Schweigen.
- - - - - - - In das Gott spricht.
Wie alles einmal anfing, so endet bei Hiob also alles.
Und wem sich da die Nackenhaare sträuben, … wer merkt, dass ihm der Puls vor Erregung schneller geht, … wer spürt, wie etwas da in Wallung gerät und mit einem durchgehen könnte – „Wieso verd*mmt noch mal! denn keine Lösung? Warum denn bloß ein Reden Gottes?“ –, der muss wie Hiob ganz am Schluss vielleicht doch endlich sagen, dass er auf etwas gestoßen ist, das höher sein wird als alle unsere Vernunft (vgl. Phil.4,7).
Gott, Der mit dem Wort angefangen hat, wird dieses, Sein Wort nicht nur behalten, wie man Recht behält, sondern es auch wahren … es also bestätigen und erfüllen.
Das „Es werde!“ wird nicht zurückgenommen, sondern endlos fortgesetzt!
Und auf eine eigenartige Weise hat Hiob mit seiner Stimme des Schmerzes und der durch keinen Bund gebundenen, hemmungslosen Wut daran seinen Anteil.
Denn heute ist uns sein Katalog der Leiden ja nicht am Schluss, wo Gott das Wort behält und hält, aufgeschlagen, sondern in der Mitte, … die - Zufall? - auch ziemlich genau die Mitte unseres „Alten Testaments“ ist.
Und da hören wir mitten in der ältesten und allgemeinsten, in der Ur-Litanei unserer Sterblichkeit – „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurz Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht“ – … da hören wir also mitten im Alten Testament, mitten in der Wirklichkeit der vergänglichen Welt, mitten im Tod, den wir einer wie der andere … zu allen Zeiten vor Hiob, … zu allen Zeiten wie Hiob, … zu allen Zeiten mit Hiob … und auch nach Hiob zu allen Zeiten sterben werden, einen vollkommen überraschenden Klang.
Da stößt einer an eine Glocke, da läutet einer einen Laut, den die Frommen des Bundes, den das Israel der Treue, die einzig für Gott und durch Gott lebt, nicht angerührt haben.
Die Gerechten des Bundes – Abraham und seine Kinder, Moses, Miriam und die Wandernden auf dem Weg in eine nie-erreichte Heimat, David und seine Nachkommen auf dem Thron eines großen und dann zerbröckelnden, zu Staub zerfallenden Reiches, die Gemeinde der prophetischen Gerechtigkeits-Hoffnung, die das bittere Exil erleiden musste – alle diese Gerechten des Bundes haben sich zu Gott gehalten (oder auch nicht) und sind Zeugen Seiner Herrschaft und Verheißung gewesen; aber über alles jenseits ihres Daseins, über alles jenseits ihres irdischen Segens und ihrer irdischen Prüfung haben sie in Schweigen gelebt. Sie haben es verschwiegen, wenn sie auf mehr hofften als das ihnen Gegebene, Versprochene oder Verweigerte.
Hiob aber wagt’s!
Ihn, der ohne Gebundenheit Gott dienen oder fluchen kann, … ihn, der menschlich, schlichtweg menschlich im Wohlstand wie im Unglück begegnet, … ihn hält nichts zurück!
In seinem leidenschaftlichen Protest gegen die Mühsal des Leidenslebens und Immersterbens, in seinem Aufbegehren gegen’s fremdbestimmte Tagelöhner-Elend der Leute, die nichts ändern können an ihrem sinnvollen oder sinnlosen Dasein und Vergehen, in seinem makabren Klagelied also schlägt er einfach einen Ton an, den man so vorher nicht hört.
Da vernimmt man plötzlich: „Zur Hölle!, wenn ich schon zur Hölle muss, ins Reich des erstickten Schweigens und des eis-erstarrten Todes … warum kannst Du da nichts ändern, der Du doch so viel anders machst, als ich das wollte? Warum solltest Du, dessen unbegreifliche und unvorhersehbare Macht ich in jeder Ader und an jeder Faser merke, … warum solltest Du da nicht eine Wendung in dieses Unabwendbare treiben können? Warum machst Du das Endgültige nicht einfach ungültig? Was hindert Dich denn, mein Vergehen und Vergangen-Sein vorübergehen zu lassen? Wenn Du mich aus der Fülle zu Nichts reduziert, … wenn Du mich aus dem Glück in die Asche setzt, … wenn Du mein Ausgeschlossen-Sein erfährst, … wieso kannst Du dann nicht auch aufschließen und wieder öffnen, was Herz und Kehle, Leib und Seele brauchen: Die atemgebende Quelle der Lebendigkeit, das Land des Lebens?“
Mitten in seiner Moritat von der Sinnlosigkeit lockt und reizt er Gott auf ein Gebiet, das die anderen Stimmen in der Bibel bisher nicht andeuteten. So spielerisch wie nur Verzweiflung macht, so kühn wie nur die letzte Not wohl werden lässt, fordert er Gott heraus … hinaus in die Weite. - - - - - - - Hinaus ins Offene, in das bisher Nicht-Gedachte, Nie-Gewagte.
Hiob provoziert Gott aufs Feld einer möglichen Auferstehung.
So wie Hölderlin - auch so ein Hiob! - seinen Freund Landauer in einer berühmten Elegie zu einem „Gang aufs Land“, in die Freiheit und neue Weite überreden will:
„Darum hoff ich sogar, es werde, wenn das Gewünschte
Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst,
Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist,
[…………………]
Mit der unsern zugleich des Himmels Blüthe beginnen,
Und dem offenen Blik offen der Leuchtende seyn.“
So wirbt Hölderlin um die Möglichkeit eines neu zu erlebenden Bewegens und Redens und Denkens und Daseins.
Und nicht anders Hiob, der tatsächlich auch das Wort finden will, … das Wort, das er Gott als Wahrheit vorhält, … als Möglichkeit, die Er verwirklichen könnte und dann würde wahrhaftig! und wortwörtlich! und weiß Gott! nicht nur der Himmel leuchten, sondern alles würde blühen, so wie man’s noch nie sah:
„Ach, dass Du mich im Totenreich verwahren und verbergen wolltest, bis Dein Zorn sich legt,
und mir eine Frist setzen und dann an mich denken wolltest!
…….
Du würdest rufen und ich Dir antworten;
es würde Dich verlangen nach dem Werk Deiner Hände.
Dann würdest Du meine Schritte zählen und nicht achtgeben auf meine Sünde.
Du würdest meine Übertretung in ein Bündlein versiegeln und meine Schuld übertünchen.“ ———
Das also wäre der Unterschied, den Hiob gemacht hat.
In der Freiheit seiner Unschuld, in der Rücksichtslosigkeit seines Schmerzes, in der Ehrlichkeit seiner Existenzverzweiflung hat Er Gott unendlich herausgefordert.
Ja, Hiob hat Gott im Leid am Leben und am Sterben tatsächlich zur Unendlichkeit herausgefordert und die wunderbaren Gedanken angedacht, die wunderbaren Worte angedeutet, die wunder-, wunderbare Möglichkeitenfülle aufgestoßen einfach durch sein hemmungsloses Schreien:
Vergebung der Sünden! – Warum nicht?!
Auferstehung der Toten! – Gott, warum nicht?!
Ewiges Leben! – Mein Gott, was denn sonst?!
Und da sehen wir hinter Hiob, unserm Zeitgenossen, unserm Mitmenschen, unserm Jedermann einen Anderen auftauchen, der für alle und jeden der Menschen der Stellvertreter und die Verkörperung ist!
Einen, der alles Leid für alle gelitten hat.
Damit die ungeheuerlich gewagte Wette Hiobs sich tatsächlich erfüllte und Gottes letztes Wort Sein erstes bleiben kann: „Es werde!“
Und damit so „des Himmels Blüte“ beginne und die unverwelkliche Blüte aller Menschen.
Hinter Hiobs Leid sehen wir also sein Leben und unser Leben auferstehen und ewig werden: Durch Jesus, Gottes Antwort auf Hiobs wilden Wunsch, wieder zu grünen vom Geruch des Wassers und Zweige zu treiben wie eine junge Pflanze.
… Und dieser Sommer kommt!
Amen.
♫ EG 148: „Herzlich tut mich erfreuen, die liebe Sommerzeit“
3.ltzt.S.im Ki.jahr, 09.11.2025, Spr.24,10-12 + 31,8-9, Mutterhauskirche, Ulrike Heimann
Was für ein Datum, was für eine Zeit, liebe Gemeinde!
Der 9. November birgt mehr Erfahrungen, als alle anderen Tage im Jahr. Er wird oft der „deutsche Tag“ genannt, aber die Erinnerungen und Erfahrungen, die sich mit ihm verbinden, sind für Menschen aller Nationen und Völker relevant.
Und dann beginnt mit dem heutigen Sonntag auch noch die ökumenische Friedensdekade, die uns jedes Jahr im November einlädt, innezuhalten und uns neu darauf auszurichten, Boten des Friedens zu werden. Sie will uns motivieren, nicht einfach „für den Frieden zu sein“ – wer ist das nicht? - , auch nicht einfach nur für den Frieden zu beten, sondern sich für den Frieden einzusetzen und aufzustehen – und dazu gehört auch: Widerstand zu leisten, wo Menschen um ihre Würde und ihre Lebensmöglichkeit gebracht werden, wo sie unter die Räder von Hass, Gewalt und Unrecht geraten.
„Zukunft braucht Erinnerung, Wahrheit und Klarheit“ - so lautet das Thema der Predigt-Meditation in Verbindung mit Versen aus dem Buch der Sprüche. Wir haben sie gerade in der Lesung gehört. Es geht um eine lebenswerte Zukunft, in der die Menschheitsfamilie ihr Zusammenleben in Freiheit solidarisch und friedlich gestaltet.
Da wir nun einmal nicht nur Kinder unserer Zeit sind, sondern auch von dem geprägt sind, was in der Vergangenheit geschehen ist, müssen wir uns erinnern, um uns selbst zu verstehen. Nur dann können wir erkennen, was zu tun ist, um besser, lebensdienlicher mit Problemen unserer Tage umgehen zu können.
Am 9. November erinnern wir uns an drei Ereignisse: an die Ausrufung der ersten deutschen Demokratie 1918, die einherging mit dem Ende des Kaiserreiches, das Deutschland 1914 in den ersten Weltkrieg geführt hatte. Eine Zeitenwende damals, fürwahr, aber sie hatte keinen glücklichen Verlauf; die Weimarer Republik überlebte gerade 14 Jahre. Der Demokratie fehlten die Demokraten, lautet ein bekanntes Urteil über diese Zeit. Und vor allen Dingen weigerten sich allzu viele, sich zu erinnern, und das heißt: genau hinzusehen, was zu dem furchtbaren Gemetzel auf den Schlachtfeldern nicht nur Europas geführt hat. Man weigerte sich, über die Sünden des Kolonialismus nachzudenken, über den Rassismus, mit dem er alle Gesellschaften vergiftet hatte, was dem christlich beförderten Antisemitismus neue Nahrung gab.
Das führt uns direkt zum zweiten denkwürdigen Ereignis dieses 9. November: dem Pogrom, das die Nazis 1938 organisiert und angestoßen hatten, und das zu unserer Scham und Schande viele zum Mittun motivierte, noch mehr zum passiven Gaffen. Hätte es damals Smartphones gegeben, dann wären sicher Selfies mit brennenden Synagogen viral gegangen. Nach 1945 wollte nicht nur keiner dabei gewesen sein, nein, man hat es nicht gewusst. Man hat auch nicht nachgefragt oder selbst nachgedacht. Man hat sich nicht erinnern wollen.
Der Text aus Sprüche 24 bringt es auf den Punkt: „Sag nicht: Wir haben das nicht gewusst! Denn Gott prüft die Herzen und durchschaut sie. Er wacht über dein Leben und weiß Bescheid. Jeden Menschen zieht er zur Verantwortung für das, was er getan (oder zu tun versäumt) hat.“
Wenn heute an den 9. November 1938 in Gedenkveranstaltungen erinnert wird und darüber geklagt wird, dass der Antisemitismus in unserer Gesellschaft wieder auf dem Vormarsch ist, ohne gleichzeitig den Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit mit anzusprechen, dann zeigt das, dass wir noch nicht umfassend und tief genug nachgedacht und uns erinnert haben, dass eben noch lange kein Schlussstrich zu ziehen ist. Vergessen wir nicht: der erste Genozid, für den Deutsche verantwortlich waren, war der Genozid an den Herero und Nama in Namibia Anfang des 20.Jahrhunderts. Das Kaiserreich war zwar erst spät Kolonialmacht geworden, aber es hatte sich in gleicher Weise in Menschenfeindlichkeit ausgewiesen, wie die anderen Kolonialmächte seit der „Entdeckung“ Amerikas 1492. Ohne Erinnerung an diese Zeiten, ohne Aufarbeitung dessen, was da geschehen ist, kann es für die Menschheitsfamilie keine gute Zukunft geben. Wir Menschen im Jahr 2025 sind zwar nicht dabei gewesen, aber bis heute sind wir von diesen Ereignissen geprägt – die einen – auch wir - haben von den Geschehnissen in ihrer Folge profitiert, die anderen – die kolonisierten Völker - sind zurückgeworfen worden. „Sag nicht: Wir haben das nicht gewusst! Denn Gott prüft die Herzen und durchschaut sie. Er wacht über dein Leben und weiß Bescheid. Jeden Menschen zieht er zur Verantwortung für das, was er getan (oder zu tun versäumt) hat.“ Jede Zeit hat ihre Verantwortung; sich ihr zu entziehen, sich ihr nicht zu stellen, verbaut einen guten Weg in die Zukunft.
Schola „Bin ich des Bruders Hüter“ DHuT 355
Dass die ökum. Friedensdekade in diesem Jahr mit dem 9.November beginnt, macht eindringlich darauf aufmerksam, dass Frieden ohne Erinnerung und Aufarbeitung der Vergangenheit nicht möglich ist, dass Achtung der Menschenwürde, von Recht und Gerechtigkeit schlicht Voraussetzungen sind für ein gedeihliches Zusammenleben der Menschheitsfamilie.
Seit dem endgültigen Aufflammen des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine im Februar 2022, können wir dem Thema „Krieg“ nicht mehr ausweichen. Dass dieser Krieg seit 2014 im Gange war, haben wir als Gesellschaft nicht gesehen, nicht sehen wollen. Mir ist das auch so gegangen. Inwieweit diese Haltung Putin erst dazu ermutig hat, am 24.2.2022 die letzten Hemmungen fallen zu lassen und ganz unverblümt die Auslöschung der Ukraine ins Werk zu setzen, mag dahingestellt sein. Es ist jedenfalls klar: Frieden ist einseitig nicht zu schaffen. Beide Seiten müssen ihn wollen. Und die Voraussetzung ist, dass das Recht Vorrang haben muss vor der Gewalt. Und das haben viele Friedensbewegte in unserem Land, die geprägt wurden von den Ostermärschen der 60er und 70er Jahre und von den Großdemonstrationen der 80er Jahre gegen den NATO -Doppelbeschluss, schmerzvoll lernen müssen und für sehr viele steht dieser Lernprozess noch an: für den Frieden zu sein kann die Bereitschaft einschließen, sich mit Waffen einem Aggressor entgegenzustellen. Es gilt, wie es Dietrich Bonhoeffer sagte, dem Rad in die Speichen zu greifen, um zu verhindern, dass immer mehr unschuldige Zivilisten unter die Räder der Putinschen Soldateska geraten.
Auch bei der Friedensfrage kommen wir nicht daran vorbei, uns darüber Rechenschaft abzulegen, welchen Blick wir auf andere Nationen haben. Was verbinden wir mit ihnen, was prägt unser Verhältnis zu ihnen? Was wollen wir sehen und wovor haben wir die Augen verschlossen? Als Putin vor etwa 20 Jahren die Tschetschenische Hauptstadt Grosny in eine Trümmerwüste bomben ließ wie 2022 Mariopul, hieß es in vielen Medien auch bei uns, dass es gegen islamistische Terroristen ginge. Nach Nine Eleven 2001 war es einfach, um damit durchzukommen. Was ist in solchen Situationen für uns zu tun, um sich für Frieden einzusetzen? Auf jeden Fall sich nicht mit einfachen Antworten abzufinden. Besonders aufmerksam zu sein, wo eigene Ängste und Vorurteile getriggert werden: Islamisten ~ Muslime. Wir müssen genau hinsehen und uns selbst kundig machen. Noch können wir das in unserem Land. Wer sich auf den Weg macht, kann die Wahrheit entdecken und lernt, zwischen Fakten und Propaganda, die es immer auf beiden Seiten gibt, zu unterscheiden.
Genau das fordert unser Glaube: sich darum zu bemühen, die Geister zu unterscheiden. Damit sind nicht theologische Spitzfindigkeiten gemeint, sondern es geht um unser reales Leben mit all seinen Anfechtungen in der Gegenwart.
Schaut genau hin und fragt euch: Was würde Jesus dazu sagen?
Lied „Es ist Krieg, wieder Krieg“
Sich erinnern, was war, in den Spiegel der Vergangenheit zu blicken und zu erkennen, was alles nicht so gut gelaufen ist – im eigenen Leben, im Leben der Familie, der Gesellschaft – das kann schmerzen. Wie kann es da eine gute Zukunft geben? Wäre es nicht viel besser, all die alten Geschichten ad acta zu legen? Wie kann es gelingen, neu anzufangen, neue Wege zu gehen, die hoffen lassen auf ein friedlicheres, gerechteres, lebenswertes Leben für uns und die ganze Menschheitsfamilie?
Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, das erzählt Johannes in einer österlichen Geschichte seines Evangeliums.
Jesus, gezeichnet mit den Wundmalen von Karfreitag, sitzt mit seinen Jüngern zusammen am See Genezareth. Eigentlich ist jetzt doch alles gut. Eigentlich könnte doch jetzt unter die alte Geschichte des Karfreitags mit ihren unerfreulichen und beschämenden Erfahrungen ein Schlussstrich gezogen werden. Jesus ist doch auferstanden. Alles ist gut. Basta.
Doch da ergreift Jesus das Wort und fragt Simon Petrus: Hast du mich lieb? Wie ein Messerstich trifft es den Jünger. Warum fragt Jesus ausgerechnet ihn? Ist es wegen der Sache im Garten Gethsemane, wo er eingeschlafen ist? Aber ja doch, Jesus, ich habe dich lieb! Dann weide meine Schafe, antwortet Jesus – was so viel meint: dann geh ans Werk, an die Arbeit, führe fort, was ich angefangen habe. Petrus atmet auf. Alles gut.
Nach einer Weile fragt Jesus wieder: Simon, hast du mich lieb?
Wieder ist da dieser Stich in der Brust, schlimmer als beim ersten Mal. Ja, er hat Jesus verleugnet. Er hat ihn im Stich gelassen. Etwas leiser antwortet er: Ja, ich habe dich lieb.
Dann weide meine Schafe, antwortet Jesus wieder.
Und noch ein drittes Mal ergeht die Frage: Simon, hast du mich lieb? Petrus schließt die Augen, er sieht sich, wie er voller Panik aus dem Hof des Hauses des Hohenpriesters weggelaufen ist – weg aus Jerusalem, bloß weg. Er sieht in den Spiegel, den Jesus ihm mit dieser einfachen Frage hingehalten hat, erschrocken, beschämt, schuldbewusst. Er macht sich nichts mehr vor. „Herr, du weißt alles, du kennst mich durch und durch; du weißt, was schlecht gelaufen ist, wo ich schuldig geworden bin; aber du weißt dann doch auch, dass ich dich liebhabe.“ Jetzt ist es raus. Jetzt ist er durch den Schmerz durch. Und Jesus sagt: Dann mach dich an die Arbeit, führe fort, was ich angefangen habe. Jetzt kannst du das, weil du dir über dich selbst im Klaren bist. Du wirst deinen Weg in meiner Spur mutig weitergehen.
Eine Erzählung, die ermutigt und uns hoffnungsfroh macht. Wir können das, was war, überwinden und verwandeln.
Wir sind nicht ohnmächtig.
Wir sind beschenkt mit dem Geist, der Jesus erfüllt hat.
In Verbindung mit ihm können und sollen wir dafür einstehen, was er uns ans Herz gelegt hat – furchtlos und voller Vertrauen, dass unsere Guttaten Früchte tragen werden.
Das Lied, das wir gerade gesungen haben, weist darauf hin, dass wir eine ganze Menge bewirken können, um dem Frieden auf Erden den Weg zu bereiten.
Der Glaube geht Hand in Hand mit der Tat,
er befreit uns zu neuen Gedanken.
Eine gute Zukunft braucht unseren Einsatz,
unsere Bereitschaft zur Erinnerung,
braucht Wahrheit im Blick auf Vergangenheit und Gegenwart, auf die Geschichte der Menschheit lokal und global; braucht Klarheit, Ehrlichkeit im Umgang mit sich selbst und mit den Mitmenschen.
Eine gute Zukunft braucht uns als hoffnungsfrohe, mutige Freundinnen und Freunde des Auferstandenen.
Machen wir uns auf den Weg, wir gehen ihn nicht allein, sondern in Gemeinschaft mit vielen Menschen weltweit und begleitet von Gottes Geist und seinem Segen.
Lassen sie uns zusammen das Lied 371 singen „We shall overcome“.
Es ist das Lied der Bürgerrechtsbewegung der 50er und 60er Jahre in den Vereinigten Staaten von Amerika, die ihre Kraft zu zivilem Ungehorsam und Widerstand gegen den allgegenwärtigen Rassismus aus den Gottesdiensten der schwarzen Kirchen bezog, die sich ermutigen ließ von den biblischen Geschichten von Befreiung aus Sklaverei und Unterdrückung. Ein Lied, mit dem wir uns verbunden wissen können mit allen, die heute weltweit aufstehen gegen Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit.
Wir singen die Strophen 1+3+4+7.
20.S.n.Tr., 02.11.2025, 1.Mose 8,18-22, Tersteegenkirche, Horst Gieseler
"Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften."
Mit diesem Gedicht von Joachim Ringelnatz beginnt die Predigt von Prädikant Horst Gieseler zum 2. November. Was aber hat das mit Noah zu tun? Hören Sie mal rein in den Podcast!
19.S.n.Tr., 26.10.2025, Joh.5 1-16, Stadt- und Tersteegenkirche, Doerthe Brandner
Der Predigttext für diesen heutigen 19. Sonntag nach Trinitatis ist Johannes 5, Verse 1-16 (Die Heilung am Teich Bethesda). Und so geht es in der Predigt von Pfarrerin Doerthe Brandner dann auch um das Thema Begegnung, um das Aufeinander-Zugehen, um Abstand und Nähe, um Sich-Einlassen. Denn: "Alles Wirkliche im Leben ist Begegnung" (Martin Buber).
Diese Predigt gibt es als Podcast zum Nachhören, wenn Sie HIER klicken.
17.S.n.Tr., 12.10.2025, Prophetie als kritische Zeitansage, Mutterhauskirche, Ulrike Heimann
Thema: „Prophetie als kritische Zeitansage“
Liebe Gemeinde,
„Prophetie als kritische Zeitansage“ – so heißt das Thema dieser Predigt. Die Aufgabe eines Propheten, einer Prophetin war, nach gründlicher Analyse der Vergangenheit und Gegenwart, den Zeitgenossen die Konsequenzen aus dem gegenwärtigen Tun und Lassen für die Zukunft aufzuzeigen. So wollten sie ihnen helfen, notwendige Kurskorrekturen an ihrem Verhalten vorzunehmen, um den Erfordernissen eines guten Lebens, so wie Gott es für seine Menschenkinder will, zu entsprechen.
Dass solche kritischen Ansagen kaum auf den Beifall der Hörerinnen und Hörer gestoßen sind, das kann man sich leicht denken. Das ist damals nicht anders gewesen als heute. Doch da menschliches Leben immer wieder vor sehr ähnlichen Problemen steht und sich dazu verhalten muss, geben die Texte der Schriftpropheten auch den Menschen in unseren Tagen, nicht nur den Juden, sondern auch uns Christen, wichtige Impulse für unser Denken und Handeln.
Heute Morgen möchte ich uns dazu einen der großen Schriftpropheten etwas näherbringen, Ezechiel.
Ezechiel oder Hesekiel stammte aus einer Priesterfamilie und wuchs im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung in Jerusalem auf. Wahrscheinlich war er selbst auch Priester und tat dort am Heiligtum seinen Dienst. Es sind für den Staat Juda politisch äußerst schwierige Zeiten. Es liegt eingeklemmt zwischen den damaligen „Weltmächten“ Ägypten im Süden und den Babyloniern im Osten. Die Herrschenden in Juda versuchen sich irgendwie zu arrangieren, um die Unabhängigkeit ihres Landes und ihre eigene Macht zu erhalten. Das Schicksal des Nordstaates Israel steht allen als Warnung vor Augen: Die Assyrer – die Vorgänger der Babylonier – hatten die Hauptstadt Samaria erobert und alle Bewohner des Landes verschleppt. 722 vor unserer Zeitrechnung – gut 100 Jahre vor Ezechiel – war Israel aus der Völkergemeinschaft ausgelöscht worden. Das soll Juda und Jerusalem nicht passieren. Kluge außenpolitische Entscheidungen des Königs sollen das verhindern. 604 entschließt sich König Jojakim, Juda zum Vasallenstaat der Babylonier zu machen; er unterstellt sich dem Großkönig Nebukadnezar. Doch nur 3 Jahre später fühlt er sich stark genug und kündigt Nebukadnezar das Vasallenverhältnis auf. Das kann sich Nebukadnezar nicht bieten lassen, sein Ruf als Großkönig, als Weltenherrscher steht auf dem Spiel. Und so kommt es 597 zur Belagerung und Einnahme von Jerusalem durch die Babylonier. Jojakim war kurz vorher gestorben und so muss sein Nachfolger Jojachin die Fehler seiner Politik ausbaden. Mit einem Großteil der Jerusalemer Oberschicht wird Jojachin ins Exil nach Babylon verschleppt. Unter den Deportierten ist auch Ezechiel.
Wie sollte es weitergehen – nicht nur mit ihm persönlich, sondern mit Juda, mit dem Volk Israel, das doch Gottes auserwähltes Volk ist? Wie sollte es weitergehen – mit den Gottesdiensten, mit dem Glauben überhaupt – so abgeschnitten von der Heimat, von Jerusalem und vom Tempel, dem Ort der Gegenwart Gottes?
Hatte er es nicht schon in der neuen Nachbarschaft hören müssen: Euer Gott taugt nichts. Er hat keine Macht, er konnte euch nicht vor Nebukadnezar und den babylonischen Göttern beschützen. Wenn ein Volk besiegt ist, ist auch sein Gott besiegt.
Ja, wie sollte es weitergehen – hier im Exil und mit dem Rest des Volkes in Juda und Jerusalem unter dem neuen Vasallenkönig Zedekia? Noch existierten Stadt und Tempel!
Und noch eine andere Frage bedrängt ihn und seine Gefährten: wie hatte es überhaupt soweit kommen können – mit Gottes Volk?
Lied 306 „Manchmal kennen wir Gottes Willen“
Liebe Gemeinde, so ganz ohne Fernsehen und Social Media werden sie viel Zeit zum Nachdenken und Diskutieren gehabt haben. Und wenn wir das Buch Ezechiel aufmerksam lesen, dann können wir ihren Überlegungen hinsichtlich dieser beiden Fragenkomplexe (wie konnte es soweit kommen und wie soll es weitergehen?) auf die Spur kommen. Denn bei Ezechiel ist es nicht beim Nachdenken und Diskutieren geblieben. Er kam an den Punkt, an dem ihn seine innersten Erkenntnisse so bedrängten, dass er sie nur noch als von außen kommend, von Gott kommend begreifen konnte. Er sah sich von ihnen überwältigt, ein visionäres Erleben wirft ihn zu Boden – ähnlich wie es ein Jesaja erlebt hat. Aber dabei bleibt es nicht. Er hört eine Stimme (2,1-3,2):
Gott sagte zu mir:
„Du Mensch, stell dich auf deine Füße!
Ich habe dir etwas zu sagen.“
Während er mit mir redete, kam Gottes Geist in mich
und stellte mich auf meine Füße.
Dann hörte ich ihn wieder reden. Er sagte zu mir:
„Du Mensch, ich selbst sende dich zu den Israeliten,
zu diesem widerspenstigen Volk.
Immer wieder haben sie sich mir widersetzt.
Schon ihre Vorfahren haben sich gegen mich aufgelehnt,
daran hat sich bis heute nichts geändert.
Sie sind immer noch abweisend und hartherzig.
Doch ich sende dich zu ihnen.
Du sollst zu ihnen sagen: »So spricht Gott, der HERR!«
Dann können sie darauf hören oder auch nicht.
Selbst wenn sie widerspenstig bleiben, merken sie,
dass ein Prophet mitten unter ihnen war.
Du aber, Mensch, fürchte dich nicht vor den Israeliten!
Auch vor ihren Worten fürchte dich nicht.
Sie werden dich verletzen wie Disteln und Dornen,
ja, du wirst unter Skorpionen wohnen.
Fürchte dich nicht vor ihren Worten
und lass dich nicht von ihnen erschrecken.
Sie waren schon immer widerspenstig.
Richte ihnen meine Worte aus, ob sie darauf hören oder nicht. Du aber, Mensch, hör, was ich dir sage!
Sei nicht so widerspenstig wie die, die sich mir widersetzen.
Öffne deinen Mund und iss, was ich dir geben werde.“
Da sah ich eine Hand, die zu mir ausgestreckt war.
Sie hielt eine Schriftrolle und breitete sie vor mir aus.
Die Schriftrolle war auf beiden Seiten beschrieben,
mit vielen Klagen, mit Ach und Weh.
Gott sagte zu mir:
»Du Mensch, iss, was du da siehst.
Iss diese Schriftrolle!
Dann geh und rede zum Haus Israel.«
Eigentlich ist das, was Ezechiel da zu hören bekommt, nur deprimierend. Keine frohe Botschaft, sondern Klagen, Ach und Weh hat er mitzuteilen. Was er seinem Volk sagen wird: es wird zum einen Ohr hinein und zum anderen Ohr hinausgehen – und trotzdem muss es gesagt werden. Es geht um eine schonungslose Ist-Bestimmung, um die keiner herumkommt. Hinsehen, was ist, auch wenn es schmerzt, sonst kann es nicht gut werden.
Eine rein zeitgeschichtlich-politische Antwort auf diese Frage, wie wir sie in unserer Zeit und für unsere jüngere Geschichte suchen und gesucht haben, lag den Menschen damals völlig fern. Die Geschichte bestand nicht nur aus historischen Fakten, aus handelnden Personen und geographischen Voraussetzungen, die Geschichte war keine rein horizontale Entwicklung in der Zeit. In der Geschichte wirkten vielmehr himmlische und dämonische Mächte. Was geschah, geschah in einem Zusammenspiel von oben und unten, von Gott/Göttern und Menschen. Völker kamen und wurden groß durch die Stärke ihrer Götter – bis ein anderer Gott kam, der stärker war und sein Volk zur Herrschaft brachte.
Waren also die Götter der Babylonier tatsächlich stärker als Adonaj? Hatte es „im Himmel“ eine Niederlage für Adonaj gegeben – die dann ihr Spiegelbild in der Niederlage Judas gegen Babylon gefunden hatte? Oder hatte gar Israel und Juda Schuld an der „Schwäche“ Adonajs, weil ihre Gottesdienste, ihre Opfer nicht ausreichend waren? Gerade für einen Mann wie Ezechiel, einen Priester, eine ganz fundamentale Frage. Nein, nicht Gott war schuld an der verzweifelten Lage, sondern Israel. Diese Überzeugung setzte sich immer mehr durch bei den Männern und Frauen um Ezechiel. Sicher, es waren auch fundamentale politische Fehler gemacht worden in der Vergangenheit – und was man aus Jerusalem hörte, wurden auch weiter schlimme politische Fehler gemacht, die 587 in der Eroberung und Zerstörung Jerusalems und des Tempels und mit der Exilierung weiterer Zehntausender Juden nach Babylon endete. Ja, das waren sicher politische Fehler der Regierenden, aber nicht nur „die da oben“ waren schuld, sondern das ganze Volk Israel hatte sich schuldig gemacht, sozusagen jeder an seinem Platz. Keiner kann sagen: aber ich doch nicht.
Im 22.Kapitel (23-31) führt Ezechiel das allen vor Augen:
Das Wort des HERRN kam zu mir:
„Du Mensch, sag zum Land Israels:
Du bist ein Land, das nicht rein gemacht wurde.
Es fiel kein Regen mehr auf dich, als mein Zorn dich traf.
Die Herrscher des Landes verhalten sich wie Löwen:
Sie brüllen und reißen Beute. Sie haben Menschen gefressen,
Schätze und Reichtümer genommen
und viele Frauen im Land zu Witwen gemacht.
Die Priester des Landes
haben meine Weisung willkürlich ausgelegt.
Sie verachteten das, was mir heilig ist.
Sie machten keinen Unterschied mehr
zwischen Heiligem und Alltag.
Sie haben nicht mehr gelehrt, was rein ist und was unrein.
Sie sorgten sich nicht um den Sabbat.
So wurde ich in diesem Land in den Dreck gezogen.
Die Herrscher des Landes reißen Beute wie Wölfe:
Sie vergießen Blut und töten Leben,
um sich unrechtmäßig mit Beute vollzustopfen.
Die Propheten verschleiern das für sie:
Ihre Visionen sind nutzlos
und die Orakel für das Land sind trügerisch.
Sie sagen: »So spricht Gott, der HERR!«
Aber der HERR hat überhaupt nicht gesprochen.
Das Volk des Landes hat Erpressung und Raub begangen.
Es hat Arme und Besitzlose ausgebeutet,
Fremde ungerecht behandelt und mit Gewalt unterdrückt.
Ich habe unter ihnen jemanden gesucht,
der die Schutzmauer des Landes ausbessert.
Ich wollte jemanden finden, der mich aufhält,
damit ich das Land nicht zerstöre.
Doch ich habe niemanden gefunden.
Da goss ich meinen Ärger über sie aus.
Im Feuer meines Zorns machte ich ihnen ein Ende.
Ich ließ sie die Folgen ihres Verhaltens spüren.“
Das Geschick Israels liegt in seinem Verhalten begründet. Es hat sich selbst zuzuschreiben, was es erlebt. Es hat Recht und Gerechtigkeit mit Füßen getreten, sich an seinen Mitmenschen und an Gott versündigt. In der biblischen Ausdrucksweise heißt das: es hat den Bund mit Gott gebrochen. Die Auslöschung des Nordreiches, die Zerstörung Jerusalems und des Tempels, das Exil – das ist die „verdiente“ Strafe. Und – Hesekiel wird nicht müde, das immer und immer wieder zu betonen – es ist nicht die Stärke der anderen Götter und Völker, die Israel zu Boden geworfen hat, sondern es ist Adonaj, der Gott Israels. Er vollzieht das Strafgericht an seinem Volk, er muss es, das ist er seinem heiligen Namen schuldig. Nein, gern tut er es nicht und er hat immer gehofft, dass es nicht so weit kommen würde: „Ich wollte jemanden finden, der mich aufhält, damit ich das Land nicht zerstöre. Doch ich habe niemanden gefunden.“
Doch genauso wie in der Missachtung der Heiligkeit Gottes Israels Untergang begründet ist, so liegt in Gottes Heiligkeit auch Israels Zukunft. Denn Gott kann und wird es nicht dulden, dass die Feinde Israels sich über ihn lustig machen und sich damit brüsten, Israel ausgelöscht zu haben. Auch an ihnen wird er deshalb das Gericht vollziehen. Und nach diesen Gerichtszeiten wird für Israel Heilszeit anbrechen. Dabei muss und wird Gott von Grund auf mit den Menschen, mit Israel neu anfangen (36,26-28):
„Dann gebe ich euch ein neues Herz und einen neuen Geist.
Das tote Herz aus Stein nehme ich aus eurem Leib.
An seiner Stelle gebe ich euch
ein lebendiges Herz aus Fleisch.
Meinen Geist gebe ich euch.
Damit sorge ich dafür, dass ihr meine Anordnungen beachtet
und meine Gebote bewahrt und befolgt.
Dann werdet ihr in dem Land wohnen,
das ich euren Vorfahren gegeben habe.
Ihr werdet mein Volk sein,
und ich werde euer Gott sein.“
Lied 167 „Herr, ich komme zu dir“
Wie sehr Ezechiel auch nach seiner Berufung zum Propheten doch noch Priester war, wie schwer ihn die Zerstörung des Tempels in seinem Innersten getroffen hat, und wie wichtig für ihn die Frage nach dem Ort war, an dem die Herrlichkeit Gottes auf Erden wohnen konnte, das zeigt die letzte Vision, die die letzten 8 Kapitel des Ezechielbuches umfasst: eine Zukunftsvision von einem neuen Tempel, einer neuen Stadt, in einem erneuerten Land.
Was auffällt: Ezechiel sieht den Tempel nicht mehr in der Stadt stehen, Thron und Altar, staatliche Macht und religiöse Macht sind streng voneinander getrennt – in der damaligen Zeit etwas absolut Revolutionäres. Gott soll nicht mehr okkupiert werden von den Interessen der Herrschenden. Das duldet seine Heiligkeit nicht. Gottesdienst und Dienst an der Macht sind zwei grundverschiedene Dinge.
Und noch zwei Dinge schaut und hört Ezechiel, die bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Da geht es einmal um die Landverteilung (47,21-23):
„Dieses Land sollt ihr unter euch aufteilen,
unter den Stämmen Israels.
So soll es ablaufen:
Ihr verteilt es als Erbbesitz unter euch, indem ihr Lose werft.
Die Fremden unter euch Israeliten
sollen dabei wie Einheimische gelten.
Auch sie erhalten Erbbesitz bei den Stämmen Israels,
zusammen mit euch.
Das gilt für die Fremden, die bei euch leben
und schon Kinder bekommen haben.
Der Besitz soll von dem Stamm kommen,
bei dem der Fremde gelebt hat.
Dort sollt ihr ihm seinen Erbbesitz zuweisen.
So lautet der Ausspruch von Gott, dem HERRN.“
Ob sich in Israel irgendein Politiker, eine Politikerin traut, eine solche Perspektive für eine zukünftige Regierungspolitik aufzuzeigen? Palästinenser, Araber und Israelis, Juden, Christen und Muslime – alle mit gleichen Rechten im gleichen Land?
Und im letzten Vers heißt es: „Künftig soll die Stadt nicht mehr Jerusalem heißen, sondern „Hier ist Adonaj“. Er ist hier, nicht, weil der Tempel dort steht – der steht ja ganz für sich weit außerhalb – sondern er ist unter den Menschen, die in der Stadt wohnen. Nicht die heiligen Orte – nicht die Klagemauer, nicht der Felsendom, nicht die Grabeskirche – zeigen Gottes Gegenwart an, sondern die Menschen: sie zeigen dann Gottes Gegenwart, wenn sie in Frieden, in Gerechtigkeit und mit gegenseitigem Respekt miteinander leben.
Der Prophet und Seher Johannes hat fast 700 Jahre später diese Vision des Hesekiel von der Gottesstadt weiter-geschaut. Da gibt es überhaupt keinen Tempel mehr – weder innerhalb noch außerhalb der Stadt; vielmehr: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein und er selbst, der Immanuel, wird ihr Gott sein.“ (Offb.21,3)
Wieviel Kraft und Mut können solche Visionen schenken! Gerade in Zeiten, in denen man oft in Kleingeisterei und Pessimismus zu versinken droht. Propheten, Visionäre hat nicht nur Israel gebraucht und die frühe Christenheit, sondern wir brauchen sie auch – um klar zu sehen, was war und ist, und um Hoffnung und Vertrauen zu haben für unseren Weg in die Zukunft. Die Zeit der Propheten ist nicht vorbei. Gottes Geist inspiriert auch heute noch Männer und Frauen unter uns, in besonderer Weise, mahnend und beharrlich gegen alle Dummheit und Bosheit Wegweiser in eine heilvolle Zukunft zu sein, Mut und Zuversicht zu verbreiten trotz aller Widrigkeiten – im festen Glauben, dass das Ziel aller Geschichte, allen Lebens niemand anders ist als Gott selbst.
Amen.
Ezechiel 2,1-3,1
Gott sagte zu mir:
„Du Mensch, stell dich auf deine Füße!
Ich habe dir etwas zu sagen.“
Während er mit mir redete, kam Gottes Geist in mich
und stellte mich auf meine Füße.
Dann hörte ich ihn wieder reden. Er sagte zu mir:
„Du Mensch, ich selbst sende dich zu den Israeliten,
zu diesem widerspenstigen Volk.
Immer wieder haben sie sich mir widersetzt.
Schon ihre Vorfahren haben sich gegen mich aufgelehnt,
daran hat sich bis heute nichts geändert.
Sie sind immer noch abweisend und hartherzig.
Doch ich sende dich zu ihnen.
Du sollst zu ihnen sagen: »So spricht Gott, der HERR!«
Dann können sie darauf hören oder auch nicht.
Selbst wenn sie widerspenstig bleiben, merken sie,
dass ein Prophet mitten unter ihnen war.
Du aber, Mensch, fürchte dich nicht vor den Israeliten!
Auch vor ihren Worten fürchte dich nicht.
Sie werden dich verletzen wie Disteln und Dornen,
ja, du wirst unter Skorpionen wohnen.
Fürchte dich nicht vor ihren Worten
und lass dich nicht von ihnen erschrecken.
Sie waren schon immer widerspenstig.
Richte ihnen meine Worte aus, ob sie darauf hören oder nicht. Du aber, Mensch, hör, was ich dir sage!
Sei nicht so widerspenstig wie die, die sich mir widersetzen.
Öffne deinen Mund und iss, was ich dir geben werde.“
Da sah ich eine Hand, die zu mir ausgestreckt war.
Sie hielt eine Schriftrolle und breitete sie vor mir aus.
Die Schriftrolle war auf beiden Seiten beschrieben,
mit vielen Klagen, mit Ach und Weh.
Gott sagte zu mir:
»Du Mensch, iss, was du da siehst.
Iss diese Schriftrolle!
Dann geh und rede zum Haus Israel.«
Ezechiel 22,23-31
Das Wort des HERRN kam zu mir:
„Du Mensch, sag zum Land Israels:
Du bist ein Land, das nicht rein gemacht wurde.
Es fiel kein Regen mehr auf dich, als mein Zorn dich traf.
Die Herrscher des Landes verhalten sich wie Löwen:
Sie brüllen und reißen Beute. Sie haben Menschen gefressen,
Schätze und Reichtümer genommen
und viele Frauen im Land zu Witwen gemacht.
Die Priester des Landes
haben meine Weisung willkürlich ausgelegt.
Sie verachteten das, was mir heilig ist.
Sie machten keinen Unterschied mehr
zwischen Heiligem und Alltag.
Sie haben nicht mehr gelehrt, was rein ist und was unrein.
Sie sorgten sich nicht um den Sabbat.
So wurde ich in diesem Land in den Dreck gezogen.
Die Herrscher des Landes reißen Beute wie Wölfe:
Sie vergießen Blut und töten Leben,
um sich unrechtmäßig mit Beute vollzustopfen.
Die Propheten verschleiern das für sie:
Ihre Visionen sind nutzlos
und die Orakel für das Land sind trügerisch.
Sie sagen: »So spricht Gott, der HERR!«
Aber der HERR hat überhaupt nicht gesprochen.
Das Volk des Landes hat Erpressung und Raub begangen.
Es hat Arme und Besitzlose ausgebeutet,
Fremde ungerecht behandelt und mit Gewalt unterdrückt.
Ich habe unter ihnen jemanden gesucht,
der die Schutzmauer des Landes ausbessert.
Ich wollte jemanden finden, der mich aufhält,
damit ich das Land nicht zerstöre.
Doch ich habe niemanden gefunden.
Da goss ich meinen Ärger über sie aus.
Im Feuer meines Zorns machte ich ihnen ein Ende.
Ich ließ sie die Folgen ihres Verhaltens spüren.“
Ezechiel 36,26-28
„Dann gebe ich euch ein neues Herz und einen neuen Geist.
Das tote Herz aus Stein nehme ich aus eurem Leib.
An seiner Stelle gebe ich euch
ein lebendiges Herz aus Fleisch.
Meinen Geist gebe ich euch.
Damit sorge ich dafür, dass ihr meine Anordnungen beachtet
und meine Gebote bewahrt und befolgt.
Dann werdet ihr in dem Land wohnen,
das ich euren Vorfahren gegeben habe.
Ihr werdet mein Volk sein,
und ich werde euer Gott sein.“
Ezechiel 47,21-23
„Dieses Land sollt ihr unter euch aufteilen,
unter den Stämmen Israels.
So soll es ablaufen:
Ihr verteilt es als Erbbesitz unter euch, indem ihr Lose werft.
Die Fremden unter euch Israeliten
sollen dabei wie Einheimische gelten.
Auch sie erhalten Erbbesitz bei den Stämmen Israels,
zusammen mit euch.
Das gilt für die Fremden, die bei euch leben
und schon Kinder bekommen haben.
Der Besitz soll von dem Stamm kommen,
bei dem der Fremde gelebt hat.
Dort sollt ihr ihm seinen Erbbesitz zuweisen.
So lautet der Ausspruch von Gott, dem HERRN.“
Erntedankfest, 05.10.2025, Matth. 25,25,40, Tersteegenkirche, Horst Gieseler
Heute gibt es ausnahmsweise nicht "nur" die Predigt als Podcast, sondern den gesamten Gottesdienst, der an diesem Sonntag in der gut besuchten Tersteegenkirche ganz im Zeichen des Erntedankfestes stand. Mitgewirkt haben dabei auch die Kinder der Kita. An der Orgel und am Flügel ist Yoerang Kim-Bachmann. Die Predigt von Prädikant Horst Gieseler können Sie ab Minute 19:15 hören.
Und hier die Predigt zum Nachlesen:
Gott, Du Schöpfer des Himmels und der Erde,
danke für alles, was uns am Leben hält, das täglich Brot,
Deine Liebe zu uns. Danke für alles, was uns gelingt und gedeiht.
Danke auch für die Menschen, die mit uns teilen, was uns fehlt. Amen.
Liebe Gemeinde,
Erntedank ist für mich das sinnlichste Fest im ganzen Jahr. Die Kirche ist geschmückt mit den Früchten des Feldes und der Bäume. Und ich kann Augen und Ohren aufsperren, um all das wahrzunehmen, was es zu sehen und zu hören gibt. Das Geschenk der Nahrung für den Leib kommt zusammen mit dem Geschenk der Nahrung für die Seele. Ich kann an Erntedank begreifen, dass Gott es gut mit mir meint.
Ob Jesus das auch so gesehen hat? Sein erstes Wunder, das erzählt wird, war bei einer Hochzeit, als er aus Wasser Wein gemacht hat. Später dann hat er 5.000 mit fünf Broten und zwei Fischen satt gemacht. Und als er als Auferstandener seinen Jüngern begegnete, erkannten ihn die zwei in Emmaus am Brechen des Brotes und die am See Genezareth daran, wie er den Fisch mit ihnen geteilt hat.
All diese Geschichten erzählen uns davon, wie Gott im Essen und Trinken bei uns ist. Wie es zusammengehört für ihn: Leib und Seele. Im Essen und Trinken wird Gott erfahrbar. Das ist nicht automatisch so. Aber das kann so sein. Manchmal hilft uns ein Tischgebet, um uns das bewusst zu machen:
„Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt o Gott von Dir, wir danken Dir dafür.“ Das lädt Gott mit an den Tisch. Essen und Trinken erzählen von Gott: Unser Glauben, der sonst so wenig Greifbares bietet, wird plötzlich handfest greifbar. In einem Stück Brot oder einem Apfel erfahre ich die Nähe Gottes.
Und in den Gaben hier? Ja, Gott schaut mich an. Auch, wenn es mir manchmal schwerfällt, mir das vorzustellen. Jeder Apfel ist eine Einladung Gottes zum Leben. Gott schaut mich an mit liebendem Blick auch aus einer Birne, auch aus einer Kartoffel?
So haben unsere Gaben heute Augen bekommen und schauen uns an. Seltsam, was so kleine Augen machen aus einem Karton oder einer Konserve.
Mich fasst das an. Und ich kann mir hinter jedem dieser Augen Gott vorstellen, der mich anschaut, bereichert und liebend berührt mit dem Geschenk einer Frucht. Wie heißt es im Psalmvers: Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist.
Ich lade Sie und Euch ein, sich das immer wieder klarzumachen: Dass Gott mit uns ist im Schmecken und Sehen. Wohl dem, der auf ihn vertraut!
Menschen, die mit dem Glauben nicht viel am Hut haben, belächeln das Erntedankfest und machen sich darüber lustig, dass Gott das zugeschrieben wird, was sich in Wahrheit der Mensch selbst erwirtschaftet hat. Sie ziehen dann allerdings den Fehlschluss, dass man die falsche und erpresste Dankbarkeit nur ablegen muss, um endlich frei zu sein. Wer aber dankbar ist, liebe Gemeinde, hat etwas als Geschenk erkannt. Als dem eigenen Zugriff entzogen. Und die Adresse dieser Dankbarkeit ist im Christentum der, der Himmel und Erde erschaffen hat. Und nicht zuletzt uns und alles, was uns am Leben hält.
An dieser Stelle lässt sich der Spieß umdrehen, liebe Gemeinde heute Morgen : dass ein sich Einsetzen für den Mitmenschen nicht nur Verzicht ist, sondern immer auch Gewinn. Ich denke, dass alle, die hier mit ihren Gaben einen Beitrag geleistet haben, ein gutes Gefühl haben. Da wird der Geist Gottes eben spürbar. Für die Person, der geholfen wird, gilt das allemal. Teilen macht Spaß. Andere glücklich machen, macht selbst glücklich. Zum einen, weil wir dann so sind, wie wir sein wollen, es aber nicht immer schaffen. Zum anderen, weil dann besonders gut spürbar wird, dass wir miteinander verbunden sind. Der andere Mensch ist so viel mehr so wie ich, als auf den ersten, zweiten und jeden weiteren Blick erkennbar ist.
Gut 500 Jahre nach Jesaja hat Jesus es in diese Worte gefasst (Mt 25,40): „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ So unterschiedlich wir Menschen sind, so gleich sind wir darin, dass wir alle Gottes Geschöpfe sind. Und manchmal sogar dankbare. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
15.S.n.Tr., 28.09.2025, Matth. 6,15-34, Tersteegenkirche, Horst Gieseler
Herr, wir sind versammelt, Dein Wort zu hören. Wir bitten Dich um der Liebe Christi willen: verleihe uns Deinen Heiligen Geist, dass wir Deine Wahrheit erkennen. Was immer wir planen, wo immer wir vorsorgen und uns viele Sorgen machen: Es muss einen Platz für Dich geben. Ein Ort des Nachdenkens, des Nachsinnens, an dem ich tief Luft hole und zu mir und Gott sage: Das und das will ich, mein Gott; aber ich lege es auch in deine Hände. Dir vertraue ich mich an. Mit allem. Amen.
Liebe Gemeinde,
zu Beginn möchte ich Ihnen zunächst von einem Schweizer Pfarrerssohn erzählen und dann vom Gottessohn Jesus. Beide trennt viel. Wichtiges haben sie aber auch gemeinsam. Beide waren lebensfroh und nachdenklich. Beide dachten über die Sorge nach und über das Vertrauen.
Der Schweizer Pfarrerssohn heißt Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) und war ein berühmter Schriftsteller und Verfasser von Theaterstücken. Dass er Pfarrerssohn war, klingt manchmal an, wenn man etwas von ihm liest oder hört. Er redet selten von Gott, und wenn, kann das heftig sein. In einem Theaterstück geht es um Gerechtigkeit und ob Menschen oder Gott wirklich gerecht sein können (Der Besuch der alten Dame, von 1956). In einem anderen Stück (Die Physiker, von 1962) geht es darum, ob der Menschheit eigentlich noch zu helfen ist; und wenn ja, wie. Sehr aktuell, denke ich!
Einmal schreibt Dürrenmatt, der zeitlebens krank war und an Diabetes litt, in einer Nachbemerkung zum Theaterstück „Die Physiker“ den Satz: Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.
Da horcht man auf, wenn man das liest: Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen. Planen ist gut; Vorsorge auch. Das würde Dürrenmatt nie bestreiten. Planen und Vorsorgen verhindern aber nicht, dass alles ganz anders kommt. Auf einmal tritt etwas ein, was die Pläne zunichtemacht. Dürrenmatt nennt es Zufall.
Und dann, liebe Gemeinde? Sind Menschen dann noch in der Lage, umzudenken und neu zu planen? Oder fallen sie traurig in ihre Sessel und denken: Hat doch alles keinen Sinn?
Der Gottessohn Jesus redete nie vom Zufall. Viele andere auch nicht. An Zufälle zu glauben wäre ihnen zu banal.
Jesus sprach auch vom Sorgen und Planen, von der Vorsorge für dies und das. Einmal steht oder sitzt er im Gras auf einem Berg, um ihn herum vielleicht hundert oder ein paar mehr Menschen. Jesus nutzt die Gelegenheit und erzählt etwas vom Leben und von Gott. Er erzählt offenbar so, dass die Menschen um ihn – Frauen, Männer, Kinder und seine Jünger – gar nicht genug Worte von ihm bekommen können. Wir kennen die Worte heute als „Bergpredigt“, zusammengefasst vom Evangelisten Matthäus. Jesus preist erst die Menschen selig (ab 5,1), die sonst keiner für selig hält, zum Beispiel die Leid Tragenden. Etwas später, als Jesus richtig ins Reden vom Glauben gekommen ist, folgen Worte, die einen mitten ins Herz treffen:
Der Predigttext steht bei Matthäus 6, 25-34. Wir hören ihn in der Übersetzung der Guten Nachricht von Patricia Simon:
(25) Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen oder zu trinken habt, und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! (26) Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte – aber euer Vater im Himmel sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als Vögel! (27) Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern? (28) Und warum macht ihr euch Sorgen um das, was ihr anziehen sollt? Seht, wie die Blumen auf den Feldern wachsen! Sie arbeiten nicht und machen sich keine Kleider, (29) doch ich sage euch: Nicht einmal Salomo bei all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen. (30) Wenn Gott sogar die Feldblumen so ausstattet, die heute blühen und morgen verbrannt werden, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern? Habt ihr so wenig Vertrauen? (31) Also macht euch keine Sorgen! Fragt nicht: 'Was sollen wir essen?' 'Was sollen wir trinken?' 'Was sollen wir anziehen?' (32) Mit all dem plagen sich Menschen, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel weiß, dass ihr all das braucht. (33) Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen. (34) Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat.« Amen.
Da stockt einem etwas der Atem, nicht wahr, liebe Gemeinde? Viele von Ihnen kennen die Worte, vor allem deswegen, weil sie eigentlich unmöglich zu leben sind. Wer kann das? Unmögliches oder gar Unverschämtes merkt man sich eben länger. Zumutungen klingen lauter im Ohr. Und diese Worte sind eine Zumutung. Was machen wir damit?
Erst einmal „machen“ wir gar nichts. Jesus erwartet nicht, dass wir etwas machen, sondern dass wir zuhören. Dass wir also nicht sofort denken: „Kenn ich …“ oder: „Ist alt, was Jesus da sagt; und überholt ist es auch!“ Erst einmal machen wir nichts, sondern versuchen genau zu hören, was Jesus meint.
Jesus, liebe Gemeinde, wünscht sich keine Macher und Macherinnen, sondern Hörer und Hörerinnen. Zuhören ist schwer. Zuhören ist anstrengend. Das liegt am Vielerlei, mit dem Menschen sich befassen. Man will auf seinen Weg achten, dabei essen und noch eine WhatsApp senden, oft gleichzeitig. Man muss den Haushalt besorgen, eine E-Mail verschicken und den Abend planen. Das sind drei Dinge. Anderen gelingen vier oder fünf Dinge gleichzeitig, angeblich. Man läuft für seine Gesundheit, hört Musik, telefoniert, grüßt jemanden, während man dabei noch eine Idee fürs Wochenende entwickelt.
Das Ich ist voller Ich. „Ich muss … Ich mache … Ich will …“ Alles sofort und unbedingt. Ob mein Himmel aber mit Ich anfängt, bezweifle ich, wenn ich Jesus höre. Und denke gleich noch an Dürrenmatt, der schreibt: Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen. Vorsicht also bei dem vielen Machen. Hören ist auch eine Tätigkeit. Dabei gewinnt man etwas ganz Wertvolles.
Wer zuhört, gewinnt etwas, was unbezahlbar ist und lebenswichtig: Abstand zu sich. Das größte Geschenk, das Gott macht: Abstand. Das vielerlei zur Seite legen. Sogar eigene Sorgen. Zuhören verändert. Mal ein bisschen, mal von Grund auf. Es macht mein Ich leichter, auf andere zu hören, liebe Gemeinde.
Denn Zuhören ist nicht noch eine Last, sondern das Ende meiner Last mit meinem Vielerlei.
Ich werde einfach bescheidener, wenn ich auf Jesus höre. Was sind das für unfassbare Jesussätze, mal ehrlich, liebe Gemeinde. Wenn wir sie nur hören in ihrer Schönheit und leisen Wucht:
Sorgt nicht um euer Leben … Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht … und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr (wert) als sie? ... Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Wenn Gott (aber) das Gras auf dem Feld so kleidet: Sollte er das nicht viel mehr (auch) für euch tun, ihr Kleingläubigen?
Gibt es in unserem immer größeren Vielerlei schönere Worte als diese? Wertvollere? Ich denke nicht. Die Worte des Gottessohnes machen bescheiden, fast demütig. Selbst wenn wir nie schaffen, worum uns Jesus hier bittet. Es geht auch nicht ums Schaffen und Machen, es geht ums Hören. Denn wer hier zuhört und über Jesu Worte nachsinnt, dabei vielleicht seine Hände mit dem Gras spielen lässt oder Erde fühlt und ein paar Vögeln am Himmel zusieht, fühlt sofort Gottes Geschenk: Abstand zu mir. Zu meinen Sorgen.
Seht die Vögel unter dem Himmel an … Wer hier ganz Ohr wird, fragt sich sofort: Und ich? Wie lebe ich? Warum lebe ich so? Warum vertraue ich nicht? Ihm, dem Heiland? Warum plane ich so sehr und so viel für mich, die Kinder, die Enkel – und dann kommt vieles doch anders? Oder die anderen, für die ich plane und vorsorge, wollen alles lieber ganz anders machen?
Liebe Gemeinde heute Morgen, wenn Jesus spricht wie hier am Berg, sollen wir nicht aufstehen und unser Leben über den Haufen werfen. Hören sollen wir, aufmerksam zuhören. Ganz Ohr sein.
Ganz Ohr zu sein, macht bescheiden, manchmal demütig. Wenn Dürrenmatt oder Jesus mir etwas sagen, halten sie mir ihre Welt hin. Jesus erzählt von seiner Welt und hofft, dass wir ganz Ohr sind. Dabei auf Lilien und Vögel sehen und fragen: Muss ich so leben, wie ich lebe? Alle diese Sorgen? Das wachsende Vielerlei? Ist der Himmel über mir nicht mehr Vertrauen wert? Zuhören ist keine neue Last, sondern der Beginn einer Entlastung. Auf Jesus zu hören, heißt: Meine Sorgen verlieren etwas an Gewicht. Wegen der Lilien und der Vögel. Und: Weil Nachdenken über sich selbst sehr schön sein kann, wenn man in den ersten paar Minuten nicht gleich wieder aufspringt, weil einem eine neue Sorge einfällt und wie man die wegplanen könnte mit viel Vorsorge.
Kann man auch nicht. Man kann gegen Sorgen nicht vorsorgen oder sie wegplanen. Man kann nur etwas Abstand bringen zwischen sich, seiner besorgten Seele und den Sorgen. Dafür muss man ein wenig zur Seite treten. Und wie macht man das?
Durch Stille und Nachdenken, liebe Gemeinde.
Hier treffen sich der Pfarrerssohn Friedrich Dürrenmatt aus der Schweiz und der Gottessohn Jesus aus Nazareth. Sie möchten, dass wir nachdenklich leben. Sie möchten, dass wir ins Grübeln kommen – im guten Sinne des Wortes. Vor lauter Planen und Vorsorgen und Sorgen vergessen oder übersehen Menschen oft, was sie wirklich nötig haben und brauchen. Das gerät einfach aus dem Blick. Vor lauter Wünschen und Planen und Sorgen und Vorsorgen übersehen Menschen, dass es noch eine Welt neben und über ihrer Welt gibt. Jesus nennt sie das „Reich Gottes“, wir können auch Himmel sagen oder Gottes Welt.
Wie auch immer. Dürrenmatt hat recht, wenn er schreibt: Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.
Jesus würde ihm recht geben, nur nicht von Zufall sprechen. Er sagt: Sorge dich weniger um dich als um das Reich Gottes, dann wird vieles besser und manches gut. Das ist mutig, fast kühn gesagt. Anders gesagt: Bring immer ein wenig Abstand zwischen dich und deine Sorgen. Setz dich, wenn du dir große Sorgen machst, einfach hin und atme tief durch; denke genau nach, sinne über alles nach – dann bringst du Abstand und frische Luft in dein Leben. Dieser kleine Abstand nämlich, diese frische Luft ist genau der Ort, den Gott dann einnimmt. Du schaffst also Platz für ihn. Das Wichtigste im Leben überhaupt – ein wenig Platz schaffen für Gott. Und dann?
Dann habe ich mehr Ruhe, liebe Gemeinde. Habe Gott in meiner Nähe. Besser geht’s nicht. In seiner Nähe ahne ich, dass ich nicht alles machen, planen, vorsorgen kann. Ich kann es einfach nicht. Auch wenn ich noch so planmäßig vorgehe. Das darf ich und das soll ich. Ich soll aber nicht meinen, damit wäre alles getan. Ist es nicht. Getan ist alles, wenn ich am Ende meiner Planungen und Vorsorgen und Sorgen ruhig auf meinem Stuhl sitzen kann und weiß: Es kann anders kommen. Gott kann anders denken für mich. Und vielleicht hat er mehr recht und sieht weiter und weiß es besser als ich.
Was immer wir planen, liebe Gemeinde, wo immer wir vorsorgen und uns viele Sorgen machen: Es muss einen Platz für Gott geben. Ein Ort des Nachdenkens, des Nachsinnens, an dem ich tief Luft hole und zu mir und Gott sage: Das und das will ich, mein Gott; aber ich lege es auch in deine Hände. Dir vertraue ich mich an. Mit allem. Das ist dann kein Zufall! Amen.
Und der Friede Gottes, der ausgeht von dem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz, höher denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Glauben und Hoffnung und Liebe. Amen.
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