Die Evangelische Kirchengemeinde Kaiserswerth liegt im Norden Düsseldorfs, der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen. Sie umfasst die Stadtteile Lohausen, Kaiserswerth, Kalkum und Wittlaer mit Einbrungen und Bockum.
Die Gemeinde gehört zum Kirchenkreis Düsseldorf in der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Sie verfügt über zwei Pfarrstellen und zwei Zentren gemeindlichen Lebens: In Kaiserswerth an der Stadtkirche und dem Gemeindehaus Fliednerstr.6 und in Lohausen am Zentrum Jonakirche auf der Niederrheinstraße / Lantzallee.
Bezirk 1 umfasst die Ortsteile Kaiserswerth, Wittlaer und Einbrungen nördlich der Kalkumer Schlossallee und westlich der Alten Landstraße, Bezirk 2 besteht aus Lohausen und Kalkum östlich der Alten Landstraße und südlich der Kalkumer Schlossallee.
Diese Einteilung dient lediglich zur dienstrechtlichen und verwaltungstechnischen Darstellung des Pfarrdienstes, sie stellt keine Trennung für die Gemeindeglieder dar. Bestehende Beziehungen und Kontakte und die freie Wahl der Ansprechpartner und Angebote ermöglichen allen Gemeindegliedern Beteiligung, Beheimatung und Begleitung nach ihren Wünschen.
Die Zahl der Gemeindeglieder beträgt: 5378 (Stand 12/2021).
Bedeutsame Daten aus der Gemeindegeschichte
1768: Kaiserswerth kommt in den Besitz des Kurfürsten von der Pfalz. Der neue Landesherr, Carl Theodor, will die wirtschaftliche Lage des etwa 800 Einwohner zählenden Städtchens verbessern und duldet deshalb den Zuzug von Protestanten; vorher war Kaiserswerth seit der Gegenreformation rein katholisch. In den folgenden Jahren lassen sich zunächst einige Handwerkerfamilien reformierten Glaubens in Kaiserswerth nieder.
1777: Carl Theodor gestattet der in Krefeld gegründeten Handelsgesellschaft Preyers & Petersen, in Kaiserswerth eine Seidenweberei zu betreiben. In dem „Privileg" vom 1. Juli 1777 wird ausdrücklich die freie Religionsausübung erlaubt und gestattet, dass für die Gottesdienste in den zu erbauenden Kirchen ein reformierter und ein lutherischer Prediger tätig werden dürfen. Petersen begann unverzüglich - und erfolgreich - mit dem Aufbau der Seidenfabrik und der Ansiedlung der hierfür benötigten Arbeiter.
1778: Gestützt auf das Privileg organisieren sich die Reformierten (etwa 10 Familien) und die Lutheraner (etwa 7 Familien) zu Gemeinden, jeweils unterstützt von ihren Synoden. Die Reformierten stellen einen Lehrer, die Lutheraner einen Pfarrer ein.
Am 24. September 1778 findet der erste öffentliche Gottesdienst der Reformierten, am 16. Mai 1779 der erste öffentliche Gottesdienst der Lutheraner statt, jeweils in Häusern von Gemeindegliedern.
1782: Die Reformierten, finanziell gestärkt durch eine erhebliche Geldspende aus dem Bergischen, stellen den Pfarrer Mühlenbeck ein, der für viele Jahre zu ihrer tragenden Säule wird. Er geht sehr erfolgreich auf Kollektenreisen.
Zur tragenden Säule der Lutheraner wird Petersen. Aufgrund eines kurfürstlichen Privilegs vom Jahre 1778 legt er für die Bedürfnisse seiner Seidenfabrik und seiner Mitarbeiter anstelle der nicht mehr benötigten Festungswälle Straßen an, so auch die heutige Fliednerstraße.
1784: Der Kurfürst schenkt den Reformierten ein Grundstück im Westteil der heutigen Fliednerstraße. Diese beginnen 1785 auf der linken, zur Windmühle gelegenen Parzelle mit dem Bau eines Pfarrhauses (des heutigen Pfarrhauses) und auf der rechten Parzelle mit dem Bau eines Schulhauses (heute Küsterhaus). Auf der mittleren Parzelle soll später die Stadtkirche entstehen.
1787: Pfarrhaus und Schulhaus der Reformierten sind fertig.
1789: Die Lutheraner erwerben von Petersen ein Gebäude (jetzt Teil des Fliednerhofes, Fliednerstraße 18) als Pfarrhaus, in dem sie - mit Altar, Kanzel und Orgel - auch einen Kirchsaal einrichten.
1795: Französische Truppen besetzen Kaiserswerth; sie quartieren sich u.a. im lutherischen Pfarrhaus ein und plündern es. Der lutherische Pfarrer verlässt notgedrungen die Gemeinde; die Lutheraner gehen zu den Reformierten in den Gottesdienst.
1805: Reformierte und Lutheraner (zusammen 15 bis 20 Familien) einigen sich, gemeinsam eine Kirche zu bauen, und zwar zwischen Pfarrhaus und Schule der Reformierten. Der Landesherr (inzwischen Maximilian von Bayern) erlaubt, den nicht mehr benötigten Pulverturm abzureißen und die Steine zum Kirchbau zu verwenden. Dach, Türen, Glocken, Fenster u.a. konnten von der aufgelösten Zisterzienser-Abtei Düsseltal erworben werden; Kanzel, Altar und Orgel kamen vom lutherischen Kirchsaal.
1811: Am 28. Juli erster gemeinsamer Gottesdienst in der fertiggestellten Kirche.
1814: Sowohl Pfarrer Mühlenbeck als auch Petersen sterben in diesem Jahr. Finanzielle Notlage der Gemeinden.
1817: Am 24. August, noch vor dem Aufruf des preußischen Königs zur Bildung einer Union, schließen sich die beiden Gemeinden zusammen: „Vereinigte evangelische Gemeinde Kaiserswerth". Sie umfasste, grob geschätzt, etwa 150 Personen. Zum Gemeindegebiet gehören seit 1809 auch Lohausen, Zeppenheim, Kalkum, Einbrungen, Wittlaer, Bockum und Stockum (letzteres nur bis zum Jahre 1926).
1822: 22. Januar: Der gerade 22 Jahre alte Theodor Fliedner wird als neuer Pfarrer eingeführt - in eine Gemeinde, die sich finanziell in großer Not befindet, zumal einige Wochen später auch noch die Seidenweberei Preyers & Petersen Bankrott macht.
1823: Fliedner geht sofort auf ausgedehnte Kollektenreisen ins Bergische, nach Holland und nach England. Er kann bis Juli 1824 eine bedeutende Geldsumme zusammenbringen; die Gemeinde kann Pfarrer und Lehrer ausreichend alimentieren, einen Küster und einen Organisten beschäftigen, Grundstücke erwerben.
Das Gemeindeleben blüht in den folgenden Jahren auf, insbesondere durch eine Vielzahl von Vereinen und Einrichtungen, die Fliedner gründet (u.a. Frauenverein, Missionsverein, Strickschule, Kleinkinderschule).
1836: Fliedner gründet die Diakonissenanstalt (heute: Kaiserswerther Diakonie), die u.a. in dem aus der Konkursmasse Petersen erworbenen Haus am Markt in Kaiserswerth ein Krankenhaus betreibt.
1848: In der schnell gewachsenen Diakonissenanstalt hat sich eine eigene Kirchengemeinde gegründet. Diese trennt sich - mit Fliedner - von der Stadtkirchengemeinde. Fliedner hält am 28. Januar 1849 seine Abschiedspredigt.
1997 wird die so genannte Anstaltskirchengemeinde wieder in die Kirchengemeinde Kaiserswerth integriert.
1897: Der Friedhof am Leuchtenberger Kirchweg wird angelegt.
1927: Das erste Gemeindehaus wird neben dem Pfarrhaus errichtet, „ein einfacher Saalbau in Holzfachwerk". Das Grundstück in Lohausen wird „für ein Gemeindezentrum" erworben. Die Gemeinde ist inzwischen - ohne Stockum - auf etwa 1.300 Glieder angewachsen.
1931: Die Stadtkirche wird umgebaut, um das Platzangebot für die gestiegene Zahl der Gottesdienstbesucher zu erhöhen (um 8 Meter verlängert, Apsis für den Altar).
1940: Pfarrer Fritz Schruck (ab 1926) wird zum Wehrdienst eingezogen und fällt im Juni 1944.
Während der nationalsozialistischen Herrschaft konnte durch vorsichtiges Taktieren das Gemeindeleben weitgehend aufrechterhalten und Streit in der Gemeinde vermieden werden.
Pfarrer war von 1944-1949 der spätere Oberkirchenrat Helmut Rößler.
1945: Kurz vor Kriegsende werden Kirche, Pfarrhaus und Gemeindehaus in der Fliednerstraße durch Bomben und Artilleriebeschuss derart beschädigt, dass sie unbenutzbar werden.
1946: Im Dezember ist als erstes das Gemeindehaus wieder soweit hergerichtet, dass dort Gottesdienst gehalten werden kann. Die Stadtkirche wird erst 1949 wieder benutzbar.
1947: Die Zahl der Gemeindeglieder ist auf 3.300 angewachsen. Wegen der schwierigen Verkehrsverhältnisse nach Kaiserswerth werden regelmäßig Gottesdienste auch in Lohausen und Wittlaer gefeiert; die katholischen Gemeinden stellen dafür ihre Kirchen zur Verfügung. Pfarrer der Gemeinde von 1949-1972 war Rudolf Kluge, sein Nachfolger war Joachim Engels (1974 bis 1992).
1952: Am 7. September kann das Gemeindehaus in Lohausen (mit Kindergarten und Kirchsaal) eingeweiht werden.
1967: Die Gemeinde - jetzt fast 6.000 Glieder - wird in zwei Pfarrbezirke „Kaiserswerth" und „Lohausen" aufgeteilt. Für den 2. Pfarrer wird in Lohausen ein Pfarrhaus gebaut. Dort waren Pfarrer: Dr. Günther Wied 1968-1970; Werner Arnold 1971-1973; Gottfried Rempel 1974-1981.
1977: Am 5. Juni wird das neue Gemeindehaus in Kaiserswerth eingeweiht.
1983: Die Stadtkirche wird saniert und innen neu gestaltet (weitgehend der ursprüngliche klassizistische Baustil wieder hergestellt).
1989: Während der Amtszeit von Pfarrer Rainer Groß (1982-1997) im 2. Bezirk wird am 27. August die neu errichtete Jona-Kirche in Lohausen eingeweiht.
Ab 1999 teilt sich dort das Pfarrerehepaar Daniel und Ute Kaufmann die Stelle.
1992-2002 war Hermann Bauer Pfarrer im 1. Bezirk.
1997: Die Zahl der Gemeindeglieder ist in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen bis auf etwa 4.400 gesunken. Eingliederung der Anstaltskirchengemeinde des Diakoniewerks als dritter Pfarrbezirk mit Pfarrerin Ulrike Heimann.
2000: Aufgrund zahlreicher Neubaumaßnahmen wächst die Gemeinde in Wittlaer und Einbrungen, so dass die Einrichtung eines Gemeindesaals am Melbecksweg in Wittlaer erforderlich ist. Pfarrer des 1. Bezirks wurde ab 2002 Jonas Marquardt.
2007: Die Zahl der Gemeindeglieder beträgt rund 6.000. Tendenz: steigend.
(Eine ausführlichere im Jahre 2003 von Jochen Schottmann verfasste Gemeindechronik ist im Gemeindebüro erhältlich.)
2011: 200. Jubiläum der Stadtkirche. Im Jubiläumsjahr werden Kirche, Orgel, Küsterhaus und Pfarrhaus grundlegend renoviert und saniert.
2012: Die evangelische Kirchengemeinde Kaiserswerth fusioniert mit der Anstaltskirchengemeinde der Graf-Recke-Stiftung.
2022: Nach der Pensionierung von Pfarrerin Ulrike Heimann erfolgt die Neugliederung der Gemeinde in (nun nur noch) zwei Bezirke.
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Die Evangelische Kirchengemeinde Kaiserswerth liegt im Norden Düsseldorfs.