7.S.n.Tr., 03.08.2025, Joh.6, 1-15, Tersteegenkirche, Dr. Petra Brunner

  1. Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für alle

Danach ging Jesus weg ans andere Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See von Tiberias heißt. Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern.

Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“

Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte.

Philippus antwortete ihm: „Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme.“

 

  1. Gibt es genug unter dem einen Himmel?

Ein Sonnenstrahl berührt Nihals Gesicht, sofort richtet sie ihre Augen auf ihr Herzgold Mirijam (9 Jahre) und ihren ganzer Stolz Shadi (11 Jahre).

Vor Glück schaut sie die beiden an; doch dann zieht sich ihr Herz zusammen Hussein ihr geliebter Mann und ihr großer Sohn Ali sind tot.

Neben dem Herzschmerz, spürt Nihal auch ein Stechen in der Magengrube- der Hunger ist wieder da; der Hunger, der sie und die Kinder schon so viele Wochen begleitet.

Der Hunger ist ein Räuber, der in der schwachen Stunde kommt und versucht, ihrer Familie alles zu nehmen. Der alte Räuber lässt die Kinder im Schlaf aufheulen und er nimmt Nihal die Fähigkeit, klar zu denken. Ihre einst starken Arme und Beine hat er schwach gemacht.

Nihal gibt ihren Kindern einen dicken Kuss auf die Stirn. Die beiden murmeln im Schlaf: „Bis später Mama…“

Und Nihal geht los. Sie muss es wieder versuchen: an etwas zu essen zu kommen.

Sie wird wieder zu der Lebensmittelverteilstelle gehen; vielleicht; vielleicht hat sie ja Glück…

Manchmal kommt ein LKW oder zwei und dann gibt es Mehl oder manchmal auch eine Dose mit fertigen Linsen. Damit könnte Nihal dann ein Brot backen und mit den Familien aus den Nachbarzelten teilen, das wäre ein Fest…

Nihal geht weiter. Die Straßen werden voller: viele Eltern auf der Suche nach Nahrung, einige Fahrzeuge, alles in Unordnung, da sind Uniformen und Gewehrläufe; es ist still; Spannung liegt in der Luft.

Jeden Tag warten sie hier auf LKWs und oft kommt keiner; doch es gibt LKWs. Nihal weiß es: die LKWs sind zum Bersten voll mit Essen, mit Nahrung, die den Hungerräuber vertreibt, sie stehen in Schlangen, nur wenige Kilometer hinter dem Grenzzaun von Nihal und den anderen Müttern entfernt.

Nihal träumt von Mehl und dem Geruch von frischem Brot.

Dann sticht es ihr wieder in der Magengrube;

„Weg da, geh zur Seite!“ ein Soldat schiebt sie weg. Sie ist ein eingesperrt, da sind Grenzzäune und sie ist allein mit dem Hungerräuber.

Nihal denkt an Mirijam und Shadi, die zu Hause auf sie warten. Nihal blickt in den Himmel, der ist einfach nur blau und die Sonne scheint;

Der Himmel hat keine Grenze, die Sonne, die hier auf sie scheint, die scheint auch auf die LKWs voller Mehl; der Himmel hat keine Grenze. „Vielleicht, vielleicht,“ denkt Nihal, „habe ich heute Glück“.

 

  1. Ein kleiner Junge mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen – aber was ist das schon?

Jesus fragt: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“

Sein Jünger Phillipus antwortete ihm: „Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme.“

Der Jünger Andreas kam und sagte: „Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele?“

Jesus aber sprach: „Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer.“

Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten.

 

  1. Haben wir richtig gerechnet? Oder steht der Himmel vielleicht doch offen?

So viele Menschen sind da, sie sind Jesus gefolgt; sie wollen seine Geschichten hören. Sie wollen endlich satt werden in ihrer Seele und gesund in ihren Körpern.

Sie sind ihm gefolgt raus aufs Land, nach Galiläa, und Jesus hat erzählt davon, dass der Himmel offensteht; dass Gott sie liebt, dass sie Gottes Kinder sind. Jesus hat erzählt vom Himmelreich, das jetzt und hier schon alles neu macht.

Und die Menschen haben gesehen und gespürt, wenn Jesus da ist, dann wird alles neu.

Naja und dann, dann ist es Abend und die Jünger und die Menschen sind ausgehungert.

So viele schöne Geschichten, aber nun geht es um die harten Fakten: Wie werden die Menschen satt? So, so viele; die Bibel sagt „Tausende mit ihren Familien“, und alle sind hungrig.

Da rechnet Phillipus: „Wie viele Brote müssten gekauft werden?“

Jetzt wird kalkuliert: 200 Silbergroschen- 200 Denare. 1 Denar war ungefähr das Tagesgehalt eines Arbeiters- also genau berechnet wäre mehr als ein halbes Jahresgehalt nötig, um allen nur eine Kleinigkeit zu geben.

Die eiskalte Logik der Zahlen; kühn berechnet: es reicht hinten und vorne nicht aus. Es ist einfach nicht genug da.

Die Geschichten vom Himmel waren ja schön, doch jetzt geht es um den echten Hunger und die Logik dieser Welt.

Phillipus hat es ausgerechnet. „Das reicht nicht! Es gibt einfach nicht genug.“

Doch da kommt ein kleiner Junge an, er heißt Bar-Tolmai, seine Freunde nennen ihn Barto. Als Jesus erzählt hat, hat Barto zugehört, mit seinem Herzen zugehört.

Barto spürt, dass mit Jesus das Himmelreich jetzt schon anfängt. Barto hat gehört, dass sie diskutieren, was die vielen Menschen essen sollen.

Barto geht zu Jesus und schaut ihm fest in die Augen, dann streckt Barto ihm die Mahlzeit aus seiner Umhängetasche hin: zwei Fische und fünf Brote.

Barto, der kleine arme Junge, der kaum mehr hat als eine Mahlzeit für ein paar arme Leute. Barto hat Jesus gesehen, Barto hat den Himmel gesehen und schon von dem Himmelreich von Gott geschmeckt. All das ist wahr denkt Barto und voll Vertrauen streckt er Jesus sein Arme-Leute-Essen hin.

Barto weiß, wenn Jesus da ist, dann ist der Himmel offen und alle werden satt.

 

            5. Jesus nimmt das Brot und den Fisch und alle werden satt

Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische.“

Jesus aber nahm die Brote und Fische und gab allen davon, soviel sie wollten.

Als sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: „Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.“ Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren.

 

  1. Wenn Jesus da ist, dann gibt es genug für uns alle

Wenn Jesus da ist, dann steht der Himmel schon offen.  Dann gibt es nicht nur himmlische Geschichten, sondern dann gibt es auf einmal auch genug zu essen für alle.

Jesus erzählt vom Himmelreich. Das Himmelreich, das Reich Gottes ist nicht wie die Reiche, Königreiche und Empires dieser Welt. Die Logik dieser Welt, die wir so gut kennen, die aber auch schon den ägyptischen Pharao angetrieben hat, sind Gier und Angst.

Es gibt nie genug; wir brauchen mehr und mehr. Die Güter sind knapp; zu wenig Essen, zu wenig Liebe, zu wenig Sicherheit für uns alle ist da.

Manche von uns sind reich und manche warten auf einen LKW, um ein wenig Mehl zu ergattern.

Die Logik der Reiche dieser Welt, sowohl des kontemporären Kapitalismus als auch schon des ägyptischen Pharaos ist: „Es reicht nicht für alle! Jeder ist sich selbst der Nächste; macht sich die Taschen voll, denn es ist nicht genug für alle da. Und schließlich kann man nie genug haben.“

Doch dann ist da dieser kleiner Junge, Barto, der den Himmel gesehen hat. Barto, der spürt, dass er ein Gotteskind ist, und voll Vertrauen macht er seine Tasche auf und er teilt mit den anderen.

Und auf einmal machen alle ihre Taschen auf und sie teilen, was sie haben.

Der kleine Barto streckt seine Brote und Fische voll Vertrauen hin, und alle anderen merken auf einmal, dass der Kleine mit seinem Vertrauen richtig liegt.

Wenn Jesus da ist, wenn wir den Himmel sehen, dann merken wir auf einmal, dass Gott uns versorgt.

Wenn wir merken, dass wir Gottes Kinder sind, dann spüren wir, dass wir genug sind und wir genug haben. Wenn Jesus unseren Herzens Hunger stillt, dann hören wir auf Geld und Schätze und Essen zu horten.

Wenn Jesus da ist, dann stürzen die Grenzen zwischen Menschen ein, dann hört die Gier auf.

Wenn Jesus da ist, dann gibt es genug.

Das ist das Wunder von dem die Geschichte in Johannes 6 erzählt: Es gibt schon jetzt genug, und wir sind genug vor Gott.

Wenig später heißt es in Joh. 6, dass Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

Wenn Jesus da ist, dann wird dieser Lebenshunger in uns gestillt und dann können wir den Himmel offen sehen. Wenn Jesus da ist, dann werden unsere Angst und Geltungssucht still und wir spüren in welcher wunderbaren Welt wir leben, denn es gibt schon genug, und wir sind genug. Wenn der Himmel offen ist und wir Gotteskinder sind, dann fassen wir Mut und wir teilen von dem, was wir haben, dann haben wir genug.

Amen

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