4.S.n.Tr., 13.07.2025, Luk.6,36-42, Stadt- und Tersteegenkirche, Dr. Petra Brunner
Liebe Gemeinde,
Unser Predigttext [Lukas 6, 36-42] gehört zur Bergpredigt, im Lukasevangelium heißt sie die Feldrede Jesu. Die Bergpredigt, die Feldrede, das ist die große theologische Rede Jesu in den Evangelien über die Ethik:
Wie sollen wir leben in der Gemeinde? Wie sollen wir leben in der Welt? Wie sollen wir uns verhalten?
Es geht um unser ethisches Handeln in der Welt. Aber es ist nicht einfach ein Vortrag von Jesus: Du sollst… du musst und Gott gebietet dir.
Nein unser Predigttext fängt erstmal mit der Barmherzigkeit Gottes an. Gott ist barmherzig, deswegen sollen wir auch barmherzig sein.
Gott ist barmherzig, und das zieht sich durch das ganze biblische Zeugnis, das zieht sich durch das Leben unserer Glaubensvorbilder, das zieht sich durch unser Leben.
Wir denken, daran, dass Gott sein Volk aus der Gefangenschaft führt. Im Exodusbuch heißt es „, HERR, Gott ist barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue“
Gott ist bewegt von rahamim; Rahamim ist hebräisch: ist das Herz Gottes, das sich bewegen, anrühren und verändern lässt von seiner Welt und seinen Menschen.
Wir hören Gott fasst öfter mal den Plan Gericht zu halten und schickt Propheten wie Jona los. Und dann sagt Jona: „Denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen.“
Gottes Herz ist angetrieben von seiner Rahamim, seiner Barmherzigkeit;
Gottes Rahamin beschreibt die Bibel als noch größer als die größte Elternliebe:
„Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.“
Gottes Rahamim, lässt Raum für uns;
Gottes Liebe lässt Raum für das Volk Israel seinen Weg in die Freiheit zu gehen, lässt Raum für die Menschen in Ninive sich zu ändern, lässt Raum für das Kind seine eigenen Wege zu gehen. Gottes unendliche Barmherzigkeit ist ein liebendender, begleitender Zuspruch für uns. Das ist die Grundlage von allem. Gottes Zuspruch für uns.
So fängt der Text mit den ethischen Handlungsanweisungen an. Also bevor Jesus sagt: wie wir uns verhalten sollen, was wir tun sollen und was geboten ist. Sagt er: Geht noch einmal einen Schritt zurück:
Der Zuspruch ist: Gott ist barmherzig zu euch
Und von da ergibt sich Gottes Anspruch an uns:
Seid barmherzig, wie Gott barmherzig ist.
Dabei ist es jetzt kein Anspruch; jetzt endlich mal was zu leisten; stark zu sein, diszipliniert zu sein; sondern unsere Barmherzigkeit hat immer als Quelle Gottes Barmherzigkeit. Gottes freie Beziehung zu uns, ermöglicht uns eine freie Beziehung zu anderen. Weil wir bei Gott nicht perfekt sein müssen, deswegen müssen die anderen auch nicht perfekt bei uns sein.
Man kann sich das ganz gut mit den Sternen und der Sonne vorstellen.
Die Sterne haben selber keine Lichtquelle, aber sie leuchten, weil sie im Licht der Sonne erstrahlen und so soll es mit uns Christ:innen sein. Gott leuchtet uns an, ist barmherzig mit und wir können abstrahlen in unserem Verhalten auf andere.
Wir können barmherzig sein; den anderen vergeben und Platz lassen für die Entwicklung der anderen. Die anderen in der Gemeinde und in der Welt nicht durch unseren vorschnellen Urteile, Stereotype und Meinungen aburteilen.
Wir müssen das nicht in uns selber tragen; wir sind selber in einer Beziehung zu Gott, Gott die Sonne, gibt uns Barmherzigkeit und Gnade, deswegen können wir davon weitergeben.
Das ist der Anspruch dieses ethischen Textes hier im Lukas-Evangelium wird weiter in den Bildern vom Balken expliziert. Der Anspruch ist: Selbstkritisch zu bleiben, den Balken bei sich selbst im Auge zu sehen und sich nicht auf die kleinen Splitter bei den anderen zu fokussieren.
Und barmherzig zu sein mit den anderen, sie nicht zu verurteilen und sie nicht zu verdammen und sie einfach zu vergessen.
Das ist der Anspruch.
Also das ist die Reihenfolge:
Zuerst der Zuspruch Gottes: Gott ist barmherzig mit dir; du bist sein Kind; ihr seid sein Kind; ihr könnt euch entfalten.
Und davon ausgehend sein Anspruch:
Seid auch barmherzig, seid selbstkritisch und richtet nicht; verurteilt nicht, Bleibt im Kontakt, bleibt in Beziehung auch und gerade mit denen die ihr so richtig doof findet.
Und dann weil es Gott ist, dann ist es nicht einfach vorbei: Zuspruch – Anspruch und dann fertig.
Nein Zuspruch- Anspruch und dann kommt Gott noch einmal, dann verspricht Jesus.
Das wird nicht alles sein, denn dann wenn ihr schenkt!
Schenkt, dann wird Gott auch euch beschenken:
Ein gutes Maß wird euch in den Schoß geschüttet –
festgedrückt, geschüttelt und voll bis an den Rand.
Die Logik der Beziehungen mit Gott ist anders als die Logik dieser Welt, die sich durch Reziprozität auszeichnet. So wie du mir, so ich dir. Immer genau überlegen wieviel mir der andere gegeben hat; wo ich auch mal was zurückgeben muss; aber nicht zu viel aber auf keinen Fall zu wenig… so funktionieren wir oft oder so funktioniert die scharfe Tauschlogik des Kapitalismus- alles erarbeiten und vermeintlich gerecht tauschen.
Bei Gott gibt es zuerst den Zuspruch seiner Barmherzigkeit, dann den Anspruch und dann nochmal das Versprechen von einer großen Belohnung, wenn ihr schenkt, wenn ihr großzügig und barmherzig seid, dann wird Gott euch den ganzen Schoß vollschützen; übervoll; das ihr mehr habt als ihr brauchen könnt.
Gott spricht uns zu; Gott schenkt uns alles, was wir brauchen; wir sind frei barmherzig zu handeln.
Amen.
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