Karfreitag, 18.04.2025, Joh.19, 16-30, Tersteegenkirche, Dr. Petra Brunner

Liebe Gemeinde,

1. An Karfreitag geht kein Blick vorbei am Leid und am Tod
2. An Karfreitag führt Jesu Weg mitten in das Leid, die Angst und den Tod
3. Am Kreuz Jesu eröffnet sich ein neuer Weg für uns- ein neuer Anfang mitten im Leid.

 

  1. Kein Blick am Leid, an der Ungerechtigkeit, an der Angst und am Tod vorbei

Die Hand der Mächtigen ist stark. Das System setzt seinen Willen durch. Sie zwingen ihn, sein Kreuz zu tragen. Es schneidet in seine Schulter, der Balken quetscht, die Haut reißt langsam ein. Dann hängt der geschundene Körper da am Kreuz. Schaulustige, seine letzte Kleidung wird noch verwertet, die wird noch gebraucht. Jesus wird nicht mehr gebraucht, er wird hingerichtet, getötet.

 Der Blick auf Jesus, der da am Kreuz stirbt, ist schwer zu ertragen.

 Die Mächtigen sind stark. Es gibt politische Systeme, Konflikte, Zwänge handeln zu müssen, sich zu verteidigen – da kann schon mal eine Person unter die Räder kommen.

 Die Sirenen des Al-Ahli-Krankenhauses läuten schrill in den Ohren von Dr. Mirijam Munter, noch schnell das Medikament für das kleine Mädchen holen, dann will sie sich in Sicherheit bringen. Der dauernde Alarm hat sie abgestumpft, irgendeiner muss doch noch arbeiten, den Menschen helfen. Dr. Mirijam wird umgeworfen und der Schmerz breitet sich in ihrem ganzen Körper aus, um sie herum sinken die Staubteile aus der Luft wie in Zeitlupe nach unten. Ihr Körper voller Schmerz und irgendwie im ganzen Raum. Dr. Mirijam schließt ihre Augen.

 Der Blick auf das Leid und die Ungerechtigkeit in der Welt ist kaum zu ertragen.

 So oft schließen wir unser Herz ab.

Wir können es nicht hören, dass ein geliebter Mensch die Nachricht erhalten hat, dass der Krebs zurück ist. Wir können der Person kaum unter die Augen treten. Wir halten es nicht aus, machen die Nachrichten aus oder schlagen die Zeitung zu. Wir werden verrückt, unser Herz ist nicht gemacht, den Schmerz der Welt zu ertragen.

Wir können oft nicht hinsehen, es nicht aushalten das Leid der Welt. Die Ohnmacht und das Sterben.

Heute an Karfreitag geht kein Blick vorbei am Leid. Wir schauen auf den leidenden und sterbenden Jesus und auf die Schmerzen von uns, von unserer Familie und der ganzen Welt.

 

 2. Kein Weg vorbei für Jesus

Über diesem Gottesdienst steht der Vers aus Johannes 1 „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, …, voller Gnade und Wahrheit.“

Dieser Vers ist eine Leseanleitung für das ganze Evangelium: eine Geschichte Gottes mit seiner Welt.

Das ist die Geschichte von Jesus, von Gott selber unter uns.

Das Markus-Evangelium berichtet vom geschwächten und leidenden Menschen. Auch das Johannes-Ev. zeigt uns Jesus als Menschen, der z.B. Durst hat.

 Doch unserer Predigtext macht noch eine andere Perspektive stark:

nämlich Jesus, Gott, der freiwillig auf seine Folterung auf das Leid zugeht. 

Jesus schleppt seinen Kreuzesbalken allein vors Stadttor, Gott selber geht raus aus der zivilisierten Stadt, lässt die Grenzen hinter sich; geht nach Golgatha um sich dort töten zu lassen, verspotten zu lassen, zwischen zwei Verbrechern.

Jesus geht genau an diesen Ort. Jesus in Joh. 1 als das Wort Gottes, der Logos, die Weltenkraft vorgestellt wird – er geht genau dort nach Golgatha. Die Weltenkraft könnte anders, aber Jesus ist da und er geht dort an den dunklen Ort, dort ins Leid.

Die Mächtigen wollen Jesus töten und er lässt es mit sich machen – das ist Teil seiner Aufgabe, seiner Sendung. In der Geschichte wie Johannes sie uns erzählt ist Jesus gesandt den Menschen die Liebe Gottes zu zeigen und uns zu Gotteskindern zu machen. In dieser Sendung kann ihn niemand aufhalten, nicht mal die bösen Pläne seiner Peiniger. Gottes Plan kommt an sein Ziel, das zeigt der Text, denn seine Kleider werden verlost, weil es schon der Psalm 22 so angekündigt hatte. Jesu Sendung ist es unter den Menschen zu sein und Gottes Liebe zu zeigen und das tut er – bis hinein in alle Tiefe, bis ins Leid, bis ans Kreuz, bis in den Tod, damit wir Menschen in diesem Leid nicht alleine sind.

Mitten im Sterbeprozess hören wir, wie Jesus uns wieder diese andere, die göttliche Perspektive zeigt:

 „Es ist vollbracht“ – bestimmt und klar sagt Jesus: dieser Tiefpunkt hier voller Schmerz, Leid und Tod- hier das Kreuz – das ist auch der Höhepunkt. Jesus geht mit den Menschen den ganzen Weg.

Es ist vollbracht, Jesus hat seine Sendung vollbracht und Jesus ist mitten in unser Leid gegangen, hat die Schmerzen gespürt und ist unseren Tod, den Tod den wir sterben, gestorben.

Das Kreuz ist nicht das Ende, es ist der neue Anfang, hier wird das neue Leben anfangen. Es ist vollbracht, weil Jesus sich ganz hingibt, weil er spürt, vertraut, dass es diese Schöpferkraft Gottes gibt. Die Kraft, die bereits die Galaxien ins Leben rief, wird den Tod nicht das Ende sein lassen.

Das Kreuz ist ein absoluter Tiefpunkt und der Schmerz und das Bittere sind echt - doch es ist auch der Höhepunkt an dem Jesus an dem Gott hier angelangt. Am Kreuz ist der Wendepunkt. - Hier im Ende, hier ganz am Ende, wartet ein neuer Anfang. Dort wartet nicht der Tod, Gott kommt ins Leid, in unser Leid und in unseren Tod und dort schafft er einen neuen Anfang.

 

 3. Das Kreuz: ein neuer Weg und ein neuer Anfang für uns

Direkt da unter dem Kreuz von Jesus, da passiert noch was. Direkt unter dem Kreuz eröffnet sich ein neuer Weg für uns, ein neuer Weg in unserem Leid, in unserer Schuld und auch in dem Leid, was Menschen tragen, die uns nah sind.

Direkt unter dem Kreuz, da steht er der Lieblingsjünger, einer ohne Namen, aber einer der ihm nahe ist, vielleicht sind wir das ja? Und da am Kreuz passiert was, was Martin Luther den fröhlichen Wechsel nannte. Jesus der selbst, der Gott so nah war, keine Schuld und nicht mit dieser Sündenmacht verstrickt war. Dieser Jesus tauscht mit uns den Platz. Mit uns Menschen, die wir in Leid und in Macht und Systemen verstrickt sind. Im Sterben nimmt Jesus die Stelle des sündigen Menschen ein und der Mensch bekommt einen neuen Platz. Wir bekommen den Platz als Gotteskinder. Jesus ist bereit, uns alles zu geben und mit uns zu tauschen.

 An welcher Stelle in deinem Leben würdest du gerne ausgetauscht werden? In welchen Schuhen möchtest du nie stecken? Welches Leid und welche Schwere, die du trägst, kann niemand verstehen?

Wo soll Jesus an deinen Platz kommen? Wo drückt mich ein Kreuz so schwer, dass ich Jesus an deiner Seite gehen soll?

Jesus ist da, er wartet darauf, mit uns den ganzen Weg zu gehen.

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