Konfirmationspredigt an Kantate, 28.04.2024, Stadtkirche, Offenbarung 15, 2 - 4, Jonas Marquardt

Predigt Kaiserswerth Konfirmation Kantate - 28.IV.2024                                                                                   

                 Offenbarung 15, 2-4

Liebe Gemeinde!

Gut, dass es endlich wieder so eng hier ist!

… Neunzehn Konfirmationsgottesdienste - wenn ich richtig zähle - haben wir in den letzten drei schwierigen Jahren und gestern in der Mutterhauskirche feiern dürfen, wo einfach mehr Platz ist. Und jetzt, bei der 20. Konfirmationsfeier seit all den bedrängenden Krankheits-, Krisen- und Kriegserfahrungen, … jetzt sind wir wieder hier in der kleinen Kirche mit der großen Geschichte der diakonische Ursprünge.

Und manche kriegen Zustände, und alle merken, dass dieser schlichte Saal, aus dem die ersten Kaiserswerther Schwestern in die ganze Welt entsandt wurden, ein wirklich bescheidener und viel zu miniaturhafter Rahmen ist für eine solche welt- und himmelreichsweite Sache wie die praktische Nächstenliebe im Dienst Jesu Christi, die ja überall und immer geübt werden muss und die wirklich niemanden ausschließt. Das Kirchlein hier ist zu winzig, selbst um zwei-, dreihundert Leute bequem unterzubringen. Und trotzdem ist hier eine Liebe zu allen Menschenkindern, ein Dasein für jeden, eine Hoffnung für die gesamte Welt beheimatet. Diese riesigen Botschaften und Verheißungen und Kräfte aber, die Gottes gesamte irdische und überirdische Schöpfung umspannen, sind in dieser kleinen Scheune trotzdem besser aufgehoben als in manchen protzigen Tempeln des Selbstbewusstseins und der Angeberei. Weil Gott nicht die Großen, sondern die Vielen zu Sich ruft, und weil Gott lieber mit fünftausend das Brot teilt (vgl. u.a. Johannes 6, 1 – 13), als mit fünfen den Braten.

Die Engigkeit ist also ein äußerer Hinweis darauf, dass wir hier in der Nähe Gottes sind, Dem die ganze Menschheit ohne jede Ausnahme am Herzen liegt.

Aber das heißt nicht, dass man Ihn nur unter den Massen und nicht auch bei den Einsamen fände. Sonst wären ja bloß solche Festtage wie Eure Konfirmation heute ein Rahmen, in dem Ihr Euch Ihm nahe wissen könnt. … Aber auch wenn Ihr demnächst wieder mal allein seid und Chillen ohne Chatten braucht, oder wenn Ihr in absehbarer Zeit erlebt, wie auf die Parties der letzten Schuljahre die Konzentration der Abschlussprüfungen folgt, werdet Ihr stets Menschen in Gottes Gegenwart sein und werdet außerdem Teil einer Gemeinschaft bleiben, auch wenn Ihr selbst niemanden seht, hört oder auch nur spürt.

Das liegt daran …….

 

Obwohl: Halt!

Erst muss ich Euch rasch etwas fragen: Hab’ ich Euch oft aufs Glatteis geführt? … Manchmal bestimmt, wenn wir zwischen Ernst und Unfug so halsbrecherisch hin- und hergeschlittert sind. Aber andererseits habt Ihr im Oktober ja gesehen, wie viel anmutiger Ihr mit Schlittschuhen auf dem Eis unterwegs seid als ich. Ganz so schlimm fühle ich mich also trotz der Rutschpartie zwischen ganz übermütigen und ganz heiligen Momenten nicht. Ihr habt ja hoffentlich alle gemerkt, dass es eine total tragende, eine unverbrüchlich solide Schicht war, auf der wir da zwei Jahre lang unterwegs waren, egal ob wir - wie das seit dem Krieg in der Ukraine so unsere Art ist - auf Knien gebetet haben oder vor Lachen schief auf dem Stuhl hingen.

Und was - Quatsch: Wer – uns getragen hat, das wisst Ihr auch! … Jesus Christus, die Menschenliebe Gottes, der von Gott geliebte Mensch: Der hat Euch getragen.

Jesus ist Euretwegen ja das geworden, was Ihr seid und was wir alle sind: Mensch.

Und Menschsein bedeutet nun einmal Frieren, wenn es kalt ist; Hungern, wenn die Nahrung fehlt: Leiden, wenn der Hass herrscht; Fallen, wenn uns nichts mehr hält, … und Sterben, wenn das Herz uns stillsteht.

Das alles hat Er auf sich genommen für Euch: Das wisst Ihr nach zwei Jahren an der Hand des Lukas, der von Weihnachten über Karfreitag und Ostern bis Pfingsten unser Wegweiser durch die Geschichte Jesu gewesen ist.

Die Geschichte Jesu geht jetzt aber weiter in Euch und Eurem Leben. Und da soll sich zeigen, dass Jesu Tod für Euch nun umgekehrt bedeutet, dass Ihr nicht tot bleiben sollt, wenn Euer Herz stillsteht, weil Jesu Sterben ja heißt, dass Er Euch Sein Leben schenkt.

Die Geschichte Jesus geht in Euch weiter auch darin, dass Ihr nicht fallen werdet, wenn niemand sonst Euch halten kann, weil Gott in Jesus es tun wird; dass Ihr nicht hilflos unter Hass leiden müsst, sondern ihn mit Jesus zu überwinden helft; dass Ihr nicht endgültig hungern sollt, weil Jesus Brot des Lebens ist, das allen Hunger stillt; und schließlich, dass Ihr an der Kälte, die es gibt, nicht erfrieren werdet, weil Jesus eine Liebe ist, die alles wärmt.

Und diese Liebe, dieser Jesus, dieser Sohn Gottes, in Dessen Wirklichkeit Ihr durch die Taufe eingebunden seid: Der ist es, Der Euch trägt und getragen hat und ewig tragen wird!

 

Wenn Ihr jetzt aber aufpassen konntet, stoßt Ihr vielleicht aber auf einen Widerspruch.

Ich hatte vom Glatteis geredet, von dem, was uns im Leben manchmal zwischen Lachen und Wut, zwischen Traurigkeit und Spaß unkontrolliert hin- und herrutschen macht.

Und dann hatte ich gesagt, dass der Grund unseres Lebens trotzdem völlig verlässlich ist, weil Er die Liebe, die warme, lebensschenkende und erleuchtende Liebe Jesu Christi ist.

Wenn Ihr also eins und eins dabei zusammenzählt, dann habe ich von „wärmendem Eis“ gesprochen. …….

Und das ist entweder verrückt, … oder es ist der Himmel.

Im Himmel – also in Gottes ganz direkter Gegenwart und Nähe –, da gelten die Dinge, die wir hier nacheinander und durcheinander und gegeneinander sehen und erleben, eben nicht als Widersprüche, sondern sie verbinden sich.

Eigentlich zeigen das die Seligpreisungen[i] ja ganz besonders gut: Größte, göttliche Glückwünsche für die, die tragen und trauern, für die, die suchen und brauchen: Sonderbarer Widerspruch!

Eine Erde, auf der die Friedfertigen nicht die Verlierer, sondern die Bestätigten sind: Unerhörter Widerspruch!

Eine Zukunft, in der man die Mitleidigen und Anspruchslosen beneidens-und nachahmenswert nennen wird: Seltsamer Widerspruch zu dem, was wir kennen!

Aber so ist eben das Leben Jesu und sein Ziel – das Reich Gottes – auch: Ein Widerspruch zu dem, was wir auf den ersten Blick für logisch halten. Wie wärmendes Eis.

Und genau deshalb seid Ihr es – die Jugendlichen und nicht etwa wir vielleicht etwas nachdenklicheren, aber wahrscheinlich bloß abgebrühten und herzensfaul gewordenen Erwachsenen –, die heute hier öffentlich und feierlich Ihren Glauben bekennen und Jesu Geschichte weitertragen. Weil Ihr lebendig und beweglich genug seid, phantasiereich und neugierig genug, unbekümmert und hoffentlich auch schlicht zuversichtlich genug, um es mit den Widersprüchen zu wagen, die sich bei Gott und im Himmel nicht ausschließen, sondern verbinden: Eure restlose Freiheit im ganzen Leben und zugleich Gottes Segen, der Euer ganzes Leben restlos erfüllen und bewahren wird.

Ihr seid es, die das zusammenbringen, was anderen widersinnig vorkommt: Leben im 21. Jahrhundert zusammen mit dem, Der vor 21 Jahrhunderten zur Welt kam und Der Euch noch in 21 Jahrmillionen bei Sich haben will und wird.

Ihr seid es, die das zusammenbringen: In dieser engen Kirche in großer Gemeinschaft zusammenzurücken und dabei doch zu wissen, dass Ihr alle jetzt ganz persönlich, ganz individuell mit Gott hier einen Bund geschlossen habt!

Ihr seid jetzt und hier also individuelle Menschen in Gottes Gegenwart und in Seiner Gemeinde, und Ihr werdet Teil dieser Gemeinschaft bleiben, auch wenn Ihr selbst irgendwann niemanden sehen, hören oder auch nur spüren solltet.

Das hatte ich eben gesagt und war Euch den Grund dafür schuldig geblieben:

Der Grund aber ist natürlich das „warme Eis“, die lebendige, tragfähige, leuchtende, durchsichtige Wirklichkeit der Liebe Gottes. Sie ist das kristallene Meer, mit Feuer vermengt, das im Himmel ist.

Ein gläsernes Meer: Gleichzeitig glatt und bewegt; gleichzeitig - wie auch die Meere auf Erden - trennend und verbindend; gleichzeitig die Mitte des Himmels und doch ein Fenster zur Erde.

Dort stehen alle Menschen, die vor uns und vor Euch zu Gott gehört haben, noch viel enger gedrängt als wir gerade hier, und sie loben Gott gleichzeitig mit den ältesten und den jüngsten Worten des Glaubens – dem Lied des Mose und des Lammes –, und sie sind doch nicht nur mit Gott und auch nicht nur mit sich, sondern mit allem und also auch mit uns beschäftigt:
Denn wie sie im Himmel in Gottes Gegenwart sind – die Gemeinschaft der Heiligen (vgl, den dritten Artikel im Glaubensbekenntnis) –, so blicken sie doch durch das wärmende Eis und das gläserne Meer, das wie ein Mikroskop der Liebe Gottes alles zeigt, was Gott liebt: Diese Welt. … Und uns. … Jeden und jede von Euch.

Deshalb werdet Ihr nie verlassen sein, …. auch in der Einsamkeit:

Weil wir unter den Augen der Liebe leben.

Und so wie Ihr heute unter den Blicken derer, die Euch schon Euer ganzes Leben lang lieben, hier versammelt seid, könnt Ihr es hoffentlich auch spüren:

Eng oder weit, nah oder fern, schwach oder stark, jung oder alt, heute oder in unendlicher Zukunft: Keiner dieser Gegensätze ändert irgendetwas daran, wie wunderbar es ist, zu Gott zu gehören, wie wunderbar es ist, ein Mensch Gottes zu sein.

… Ihr seid es!

… Ihr habt es bekannt!

… Und Gottes Segen besiegelt es!

Und wir sehen es Euch heute an und werden es erkennen und besingen, wenn auch wir dort am gläsernen Meer, am hellen Grund der Liebe stehen und Gott loben!

Ich freue mich darauf, dass wir das mit Euch, … dass wir alle zusammen das erfahren werden!

In Ewigkeit!

Amen.     

 

[i] Die Seligpreisungen sind anstelle von Psalm oder Hymnus in der Eingangsliturgie gesprochen worden.

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