Konfirmationen, 06.05.2023, Mutterhauskirche Kaiserswerth, 1.Samuel 16,7, Jonas Marquardt

Predigt Konfirmation - Mutterhauskirche 6.V.2023                                                                                             

                            1.Samuel 16,7

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!

Manche Sätze hören schnell auf.

Der hier zum Beispiel: „Ihr seid echt.“

… Und da war schon der Punkt.

Wenn der Satz länger und wahr hätte werden sollen, dann wäre man vermutlich gar nicht mehr zu einem Punkt gekommen, sondern bei der Beschreibung, was an Euch in diesem Jahr insgesamt 62 Menschenkindern, die zu Gott gehören wollen, alles wirklich und charakteristisch und ausgeprägt und bemerkenswert ist, hätte ich Endlos-Ketten bauen müssen: Von „echt abenteuerlich“ bis zu „echt zackig“.

Und weil jeder Einzelne von Euch sehr, sehr viel mehr als bloß eine typische Eigenschaft hat und Ihr es fertig kriegt, sogar total gegensätzliche Züge in ein und dem selben Menschen zu vereinbaren – von „echt anstrengend“ bis „echt zauberhaft“ oder von „echt anarchisch“ bis zu „echt zielstrebig“ –, hätte ich wirklich das ganze Alphabet der Menschlichkeit durchbuchstabieren können, nur um aufzuzählen, was Ihr alles seid und was Ihr alles wollt und könnt und lernt und sollt und werdet.

Aber nicht bloß, um Zeit und Buchstaben zu sparen, fiel der Satz so kurz aus, … ohne Drum und Dran, … ohne Näherbestimmung und Feintuning. Sondern weil in diesem abrupt ins Ziel führenden Satz – „Ihr seid echt!“ – die drei wichtigsten Größen zusammenstehen, die es diesseits von Gott geben kann:

 1. Als Erstes Ihr selbst nämlich, mit denen das kleine sprachliche Ur-Atom („Ihr seid echt“) anfängt. Ihr seid Typen und Charaktere, … individuelle Unikate und ganze Menschen. Kurzum: Jeder von Euch ist eine Person. Da trifft sich’s gut, dass Ihr echten Personen Euch gerade zu einem persönlichen Gott bekannt habt! Gott ist auch keine Wiederholung und kein Allgemeinbegriff. sondern Er ist genauso eine Person wie Ihr, Der will und macht und liebt und spricht und sich treu sein muss wie jede Person. Gott ist so persönlich, dass Er Mensch geworden ist. Jesus.

 2Und zweitens findet sich in dem Sätzchen „Ihr seid echt“ etwas, über das wir sehr wenig nachdenken, obwohl die Denker darüber sehr viel grübeln: Die Existenzweise, die wir „das Sein“ Zu sein heißt jedenfalls, dass wir da sind und nicht nicht da sind. Was ja auch ginge. Wir kommen also vor in Zeit und Raum, aber auch im eigenen und fremden Denken und Fühlen kommen wir vor und sind nicht einfach wegzudenken, wegzuwischen, wegzudiskutieren. In uns steckt und zeigt sich Wirklichkeit und nicht bloß theoretisch Mögliches. Das ist zwar ein bisschen deep, aber es heißt zumindest, dass wir teilnehmen an dem, was ist. Und auch das rückt uns in Verbindung mit Gott, von dem wir glauben, dass Er zwar alles Mögliche kann, uns aber in der Wirklichkeit begegnet: Indem Sein Heiliger Geist die Welt mit Leben erfüllt und sogar noch mehr Leben schenkt, als es Zeit geben wird. … Oh boy …..!

 3. Drittens schließlich hält der kleine Satz ein Werturteil fest: „Ihr seid echt!“, d.h. Ihr seid nicht verkehrt, Ihr seid nicht falsch, nicht fake, sondern - wartet’s ab! - Ihr seid „wahr“! Und das ist nicht nur schön zu wissen – dass Ihr nicht wie Kopien oder Betrug wirkt –, sondern das ist jetzt auch tatsächlich wichtig, dass Ihr wahre Menschen und also Menschen der Wahrheit seid. Denn uns allen ist ja leider klar - obwohl es so verwirrend ist -, dass wir mehr Lügen, mehr Tricks und Täuschungen erleben, als uns lieb sein kann. Wenn aber Ihr wenigstens schon mal wirklich und wahrhaftig, wenn Ihr ehrlich und echt seid, dann hilft das Gott und der Welt tatsächlich weiter. Denn Gott selber ist die Wahrheit, und mit Ihm können nur echte Menschen wie Ihr sich verbinden. Keine Menschen, die unecht sind, … eingebildet, nachgemacht … oder künstlich.

 

Und das ist nun wirklich ein Stichwort dieser verrückten Zeit, in der Ihr jung und - Gott sei Dank! - alles in allem ja oft auch so fröhlich, unbeschwert und lebenshungrig seid.

In dieser Zeit also ist vieles wirklich schlimm – ohne dass wir davon heute ausgerechnet reden müssen. Und gleichzeitig ist in dieser Zeit so vieles unwirklich … und das ist auch schlimm!

Aber Ihr scheint mir genau das – die ganze Albernheit und den ganzen Albtraum der auf echt gemachten, aber eigentlich völlig unwahren Dinge, die man hören, sehen, mitteilen, weitersagen und auch erleben kann – als den großen Blödsinn erkennen zu wollen, der dahintersteckt.

Ich sage das deshalb, weil mir aufgefallen ist, dass unter den beliebtesten Bibelversen, die Ihr Euch ausgesucht habt, einer der am häufigsten Gewählte ist. …Und es ist nicht der Vers, der von dem redet, was einem Menschen durch den Glauben alles möglich wird (Mk.9,23), und auch nicht derjenige, der von den Schutzengeln spricht (Ps.91,11), unter deren Geleit Ihr in Eure Zukunft gehen sollt: Obwohl diese beiden und alle Eure anderen Konfirmationssprüche mich wirklich haben nachdenken und für Euch beten lassen.

Insgesamt am häufigsten habt Ihr Euch dieses Jahr aber den Vers ausgesucht, mit dem Samuel der Prophet begründete, weshalb Gott als zukünftigen König und Gesalbten für das Volk Israel keinen Kraftprotz und keinen Schönling und keinen nerdigen Alleswisser, sondern einen kleinen Bauernburschen auserwählt hatte, der überhaupt nichts Besonderes darstellte. Nachdem er diesen jungen Schafhirten David gesalbt und damit berufen hatte, erklärte Samuel:

„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an“ (1.Sam.16,7).

Mit diesem Satz ist festzuhalten: Das, was wirklich an Euch und an anderen wichtig ist, das, was einen Menschen und ein Leben vor dem Unsinn des Immer-nur-so-Tun-als-ob bewahrt, das kann und muss man weder sehen noch zeigen. Der ganze Kram, den wir vorführen und mit dem wir uns darstellen, mag nötig oder auch bloß Schwachsinn sein. Auf alle Fälle betrifft er in unserem Leben aber nicht das, worauf Verlass ist und was wir Menschen brauchen.

Das alles erkennt und weiß wirklich niemand so gut wie Gott. Seine Erkenntnis nimmt Euch nämlich so wahr, wie Ihr eben seid: Was wunderbar an Euch ist und was Schutz braucht, sieht Gott. Er stärkt Euch im Guten, und niemals lässt Er Eure Fehler Seine Liebe zu Euch überwiegen.

Und wenn es irgendwo und irgendwann nötig sein wird, dann erneuert Gott Euch auch … nicht äußerlich sichtbar, was bei Euch noch lang nicht nötig sein kann (wobei Ihr heute ja beinah wie restauriert und funkelnagelneu lackiert ausseht) und was bei fast jedem, der’s versucht, lächerlich sinnlos ist. Nein, Gott erneuert an Euch das, was nur Er sieht: Eure Gedanken, Eure Energie, Eure Neugierde, Eure Fragen, Eure Hoffnung, Euren Glauben.

Er tut das, indem Er selber - Gott selber! -  in Euch wirkt und in Euch wohnt.

Ihr habt ja unser wöchentliches Gebet zum Anfang des Unterrichts noch im Ohr: „Erfülle unsere Herzen mit Deinem Heiligen Geist!“  Dieses Erfülltwerden mit Freude an der Welt, mit Zuversicht fürs eigene Leben, mit Zuneigung zu den Menschen und mit dem Bewusst-sein, - völlig egal, was andere sehen und sagen - von Gott bejaht zu sein, das ist die Grundlage des Lebens als Christen, des Christ-Bleibens und auch der Erneuerung, wenn der Glaube und das Vertrauen einmal in die Krise kommen.

… Dass es solche Krisen - verschärfte, verrückte und verflixte Krisen - gibt, das muss man Euch Jugendlichen von heute nicht sagen! Aber dass ich Euch sagen darf und kann, dass die Krisen vergehen, während Gott bleibt und dass darum nicht das, was wir erkennen können, sondern das, was von Gott kommt und zu Ihm führt, das Allesentscheidende ist, das ist ein riesiges Glück! … Und heute wird es nicht nur gesagt, sondern auch getan:

Dass Gott Euch Seinen Segen schenkt, das geschieht ja nun gleich im Anschluss nach der Predigt. Gott schenkt Euch Seinen Segen, der alles, was schädlich ist, fernhält, der alles, was künstlich ist, überflüssig macht und der Euch heute und erneut und erneut und erneut die Kraft geben wird, zu glauben und zu bekennen, dass es wahr ist:

Gott meint wirklich Euch!

Ihr gehört wirklich Ihm!

Das ist keine Einbildung, keine Täuschung, nichts Vorgemachtes.

Sondern es ist das A und das O. Vom „echten Anfang“ bis zum „echten Ziel“ des Lebens und der Welt.  Und natürlich dann auch darüber hinaus.

Denn dass Ihr in der Zeit der künstlichen Intelligenzen und der künstlichen Bilder und der künstlichen Lügen und der künstlichen Wahrheiten ganz einfach die beiden kurzen Sätze zusammenhaltet und für sie einsteht – „Ihr seid echt“ und „Gott ist echt!“ – das ist das, was zählt und Euch tragen wird.

Und wenn nun Ihr echten Menschen und der echte Gott zusammenfindet und -haltet, weil Ihr Euch zu Ihm bekennt und Er Euch segnet, dann wird aus den beiden kurzen Sätzen noch ein dritter:

Wenn Ihr echten Menschen und der echte Gott zusammengehört, dann gilt das ewig.

… Echt!

Amen.

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