Konfirmationspredigt, Mutterhauskirche, 27.04.2024, Offenbarung 15,2, Jonas Marquardt

Predigt Konfirmation Mutterhauskirche - 27.IV.2024                                                                                          

        „Gottes Harfe“ -  Offenbarung 15, 2[i]

Liebe Gemeinde!

Reden wir mal über das, woran alle denken und wovon niemand mit ein bisschen Anstand bis in anderthalb Stunden sprechen wird: … Geschenke.

… Berge davon.

… Oder diskrete Briefumschläge voll.

… Oder schreckliche Erinnerungsstücke, die Euch heute beim Bedanken gequälte Tränen in die Augen treiben und in dreißig Jahren vielleicht eine echte Bedeutung gewonnen haben werden, wenn Ihr längst selbst Eure Neffen und Nichten oder gar Eure eigenen Kinder mit vernünftigen und dauerhaften Gegen-ständen ausstattet.

… Oder vielleicht ist ja alles, was Ihr Euch gewünscht habt und bekommen mögt, aus der Welt der Medien und der mobilen Geräte.

Mein Geschenk jedenfalls – wobei ich nicht alleine schenke, sondern eigentlich mehr mit unterschreiben darf auf dem Anhänger – … mein Geschenk für Euch alle ist jedenfalls mobil und ein Medium. … Bitteschön!: Moderner geht’s nicht! Trotzdem wag’ ich beinah jede Wette, dass Ihr es für den größten Schrott von allem halten werdet.

Aber das war schon vor Jahrtausenden nicht anders, als das gleiche Geschenk zuerst in den Umlauf kam. Auch damals haben normale Menschen wie Ihr, die Großgrundbesitzer, Eselzüchter, Purpurhändlerinnen oder Sandalenmacher waren, sich gefragt, was um alles in der Welt sie denn einmal damit anfangen sollten, was ihnen da von den Predigern versprochen wurde? Was soll jemand, der mit der Handmühle oder dem Zählbrett, dem Pflug oder der Waffe gescheit umgehen kann, bloß anstellen mit dem Preis, den man in der Kirche gewinnen kann? – Gute Frage.

Aber trotz der guten Frage wollen Johannes und ich Euch heute dennoch eine Bastelanleitung für das Gerät schenken, das den Christen immer schon so komisch vorkam.

Johannes ist mein Kollege und Euer Kollege auch. Er ist Evangelist – nicht unser Lukas, aber mindestens genauso gut –, und natürlich ist er auch ein Apostel oder Jünger Jesu – sogar dessen liebster –, und im Hauptberuf war er früher Fischer, und jetzt ist er Gefangener und bald wird er Märtyrer werden – also einer, der seinen Glauben mit seinem Leben bezahlt –; und genau darin ist er unser Kollege: Als Märtyrer. … Märtyrer heißt nämlich einfach Zeuge. Zeuge für Jesus.

… So wie Ihr jetzt Zeuginnen und Zeugen für Jesus, den Sohn Gottes, den Retter der Menschen, den Weg zum ewigen Leben werdet. Das ist ja der Sinn Eurer Konfirmation: Nicht, wieviel oder wie wenig Ihr im Unterricht gelernt habt – man lernt eh nie aus! –; und auch nicht, ob Ihr jetzt total überzeugt seid oder Euch Eure Zweifel an Gott alle ungelöst vorkommen, denn da Ihr könnt sicher sein, dass beides – Riesenzweifel und das Geschenk der Glaubensgewissheit – Euch noch häufiger erfüllen werden! Das Eine aber, was hoffentlich klar geworden ist, ist das hier: Die Frage nach Jesus, ist die Frage nach dem Christentum!

Wenn man Jesus nur für vergangen oder nur für vergangen und spannend oder nur für vergangen und spannend und persönlich für einen selbst für wichtig hält, dann kann das eine gute menschliche Haltung sein, aber das ist nicht das, was Ihr vorhin bestätigt habt.

Ihr habt bestätigt, zur weltweiten Gemeinde des dreieinigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes gehören zu wollen: Ihr habt also bestätigt, dass Gott und Jesus und der Heilige Geist untrennbar zusammengehören. Und Ihr habt Euer eigenes Getauftsein bestätigt, und das heißt, dass der Geist Jesu und Gottes zu Euch und Eurem eigenen Menschsein ebenso untrennbar dazu gehört. Ihr habt also bestätigt, dass Ihr und Jesus und Gott durch das geheimnisvolle Geschenk des Heiligen Geistes tatsächlich und bleibend eine ganze große Geschichte haben werdet … groß wie die Geschichte der Welt: Ein „Match“ sagt man dazu heute.

Und nun zur Bastelanleitung für das Geschenk, das dazu gehört.

Johannes, der als Gefangener in Isolationshaft war[ii], hat zum Trost einen Blick in die neue Welt Gottes tun dürfen, die wir den Himmel nennen.

… Und da sah er, wie alle, die zu Gott gehören, dieses Geschenk in den Händen halten und nutzen: Das mobile Medium der Gottesverbindung. … Es fängt mit „H“ und „A“ an: …

Genau! …. Eine Harfe.

Was die soll? Hört kurz zu.

– Seht Ihr, dass sie aussieht, wie aus zwei Hörnern gemacht[iii]? Das bedeutet, dass Ihr als Menschen mit Gottesverbindung das Leben bei den Hörnern packen sollt! Habt keine Angst! Lasst Euch nicht zu Pessimisten stempeln, wie es die jüngsten Untersuchungen Eurer Generation zeigen wollen. Behaltet den Lebensmut im Bund mit Gott, Der das Leben schafft und Der es Euch geschenkt hat und Der Euer Leben heute und immer nur segnen will!

Christen sind ja die, die sich vor der Wirklichkeit nicht fürchten müssen – auch wenn sie kompliziert ist –, weil sie den Ursprung und das Ziel der Wirklichkeit kennen, und die sind ganz einfach: Gott hat es am Anfang gut gemacht (vgl. 1.Mose 1) und Er wird es auch final gut machen (vgl. Offenb. 22)!

Packt also das Leben bei den Hörnern.

Die sind krumm. … Wie manches in der Welt und in jedem von uns. Nicht alles kann man geradebiegen. Nicht alle Fehler lassen sich ausbügeln, nicht jede Erfahrung läuft glatt ab. Aber Christen sind ja auch die, die von der unfassbaren Gnade Gottes wissen, Der Sein eigenes Leben am Kreuz dafür eingesetzt hat, dass alles, was wir falsch machen, vergeben wird und das, was bei uns verbogen ist, heilt.

… Das können wir alleine nicht von allen unseren Schwierigkeiten und von allen Sorgen der Welt sagen: Dass wir sie schon irgendwie hinbiegen werden. Aber wenn uns etwas ganz Ungerades begegnet: Dann machen wir eben eine Harfe draus: Zwischen den Enden, die wir nicht zusammenzwingen und auch nicht einfach platthobeln können, spannen wir Saiten auf und spielen uns darauf den Kummer und die Frustration vom Herzen.

Wer so aus seinen Sorgen ein Instrument macht, der lernt, wozu die Harfe wirklich gut ist. Wenn man seine Fragen nämlich festmacht an dem, was krumm bleibt und sie dann auch immer wieder berührt, dann wird aus den ausgespannten Fragen und Klagen des Lebens allmählich eine Melodie. Manche spielen ganz oft und immer wieder das Lied „Warum nur? Warum?“ auf ihrer Harfe. Aber andere merken, dass aus Fragen Gebete und aus Gebeten Trost und Vertrauen und aus Vertrauen Glauben und fröhlicher Mut wird (vgl. Römer 5, 3 – 5 ). Und genau das wünsche ich Euch so sehr!

Denn das ist ja der Sinn der Harfe: Dass wir alles in unsrem Leben – unsere inneren und unsere äußeren Anstöße und Erfahrungen und Eindrücke und Erkenntnisse vor Gott hören lassen. Dass wir Ihn in der Not anrufen und in der Freude loben, dass wir Ihm danken und also mit unsern eigenen Tönen und unsrer eigenen Harmonie bei der viel größeren Musik der Welt mitmachen.

Denn Christen sind ja die, die nicht schweigen können. Christen sind die, die nach Gerechtigkeit und Frieden verlangen: Mit Ihrer Stimme und Ihrem Tun trotz Krieg und Elend. Christen sind die, die ermutigen, wenn andere aufgeben und warnen, wenn andere sich taub stellen. Christen sind die, die sogar im Stockdunkeln singen (vgl. Apostelgeschichte 16,25 im Griechischen!) – denkt an Weihnachten und erst recht an Ostern! –, weil sie so fest glauben, dass „der Rest“ auch nach dem Tod nicht „Schweigen“ ist, sondern Auferstehung und Jubel.

Deshalb die Harfe: Weil wir etwas zu sagen haben und zu singen.

Und zwar überall.

Deshalb ist die Harfe Gottes aber gerade kein riesiges Konzertinstrument, sondern ein mobiler und ganz leichter, ganz alltagstauglicher Teil unseres Lebens: Denkt an den späteren König David, der seine Harfe im Konfirmandenalter als Hirtenjunge beim Klettern und Lümmeln unter freiem Himmel dabeihatte (vgl. 1.Samuel 16,18ff), um die gute Laune und das ganze Lebensabenteuer seiner Jugend zu besingen.

Um aber genauso beweglich zu sein, ist das Geschenk, von dem ich hier erzähle, natürlich wirklich virtuell: Es ist nicht aus Holz und zähen Saiten, sondern aus Herzblut und Geiststoff.

Die Harfe Gottes, das sind die Lebensfreude und der Glaubensmut, die Gebetslust und der Hoffnungsschwung, die Ihr von Eurer Konfirmation heute mitnehmen sollt.

Überall hin.

In Eure nächsten Jahre.

Zu den Träumen und Zielen, die vor Euch liegen, durch die Anstrengungen und das Glück, die Euch erwarten, durch Eure aufregenden und Eure ruhigen Zeiten, bis Ihr am Ziel seid.

Da werdet Ihr dann nur noch zwei der Geschenke, die heute wirklich wichtig sind, wiederfinden und für immer behalten: Euer Leben, das Gott gleich segnet, damit Ihr es in Ewigkeit nicht verliert – und die Verbindung mit Ihm, die überall hinreicht und niemals enden wird.

Und alle, die Euch lieben und heute feiern und beschenken, meinen im Grunde etwas Ähnliches: Dass es Euch gut gehen möge, dass Ihr mitten in der Wirklichkeit und ihren mancherlei Mühen fröhlich bleiben und singen sollt und dass Ihr zu einmalig seid, um zu vergehen. Ihr sollt zwar wachsen und Euch weiterentwickeln, aber vor allem sollt Ihr nicht aufhören, nicht verstummen, Euer Leben soll sich nicht verlieren!

Das aber kann nur Gott Euch geben.

Und Er schenkt es Euch.

Zusammen mit der Harfe, die da in Eurem Herzen ist.

Sie wird Euch immer wieder von selber zum Klingen, zum Loben und zum Danken bringen.

Bis wir im Himmel sind.

Voll Jubel und Frieden und unendlichem Glück!

Bis dort also: Bleibt behütet!

Amen.  

 

[i] Diese Motiv-Predigt zur Harfe geht vom Predigttext des Sonntags Kantate – Offenbarung 15,2-4 – am Tag nach der Konfirmationsfeier vom 27.April aus.

[ii] Vgl. Offenbarung 1,9.

[iii] Auf dem Gottesdienstblatt war die stilisierte Form eines zwischen Lyra und Kithara nicht ganz eindeutig zu bestimmenden Instruments zu sehen, dessen Rahmen eindrücklich geschwungene Hörner nachempfand.   

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